Länder, die das Ranking der durch Lungenkrebs verursachten Todesfälle in Europa anführen, sind nach Angaben des statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat) Ungarn (26,1% der Fälle), die Niederlanden (24,6%) und Belgien (24,5%). Im Hinblick auf aktuelle Studienergebnisse aus den USA könnte dies unter Umständen - neben den dort praktizierten Rauchgewohnheiten - auch mit ihrer ausgesprochen flachen Landschaftsausprägung in Meereshöhe zusammenhängen. Die Forscher haben nämlich eine Assoziation zwischen dem Sauerstoffgehalt in der Atemluft und der Krebsentstehung in der Lunge festgestellt (siehe Peer J 2015, Online-Veröffentlichung am 13.1.). So sinkt den US-amerikanischen Biostatikern zufolge das Lungenkrebsrisiko um 7,23 pro 100.000 Einwohner mit jedem Kilometer an Höhe. Bei Tumoren, die nicht die Lunge betreffen (wie z.B. Brust-, Darm- und Prostatakrebs), sei dies allerdings nicht der Fall.
Die Untersuchung stützt sich auf die Befunde von elf Datenbanken in den USA unter anderem mit Informationen zu Risikofaktoren für Krebs, Umweltmesswerten, demografischen Daten und Krebsinzidenzen. Für die Ergebnisse wurden die Daten aus elf US-Staaten mit einer Bandbreite der Höhen über dem Meeresspiegel zwischen –11 m (Kalifornien) und fast 3500 m (Colorado) herangezogen und ausgewertet. Die Auswertung der Daten erfolgte unter Berücksichtigung vieler Faktoren, unter anderem Rauchen, Klimadaten, Radon- und UV-B-Exposition sowie Bildungsgrad. Insgesamt sieben Parameter wurden auf ihren Zusammenhang mit der Entstehung von Lungenkrebs überprüft, darunter auch Niederschläge, Temperatur, Umweltverschmutzung und Sonnenlicht. Am stärksten war die Assoziation mit Sauerstoff. Folglich kristallisierte sich als Risikofaktor für Lungenkrebs nach dem Rauchen nur noch die Höhe über Normalnull heraus.
Sauerstoff stellt die Grundlage allen Lebens dar, ein hoher Sauerstoffgehalt in der Atemluft scheint nach Ansicht der Forscher aber ein beachtlicher Risikofaktor für Lungenkrebs zu sein. Bei Bakterien sei schließlich schon länger bekannt, dass hohe Sauerstoffkonzentrationen Gene auch verändern, also mutagen wirken können. Von den Rauchgewohnheiten einmal abgesehen dürfte dabei aber sicherlich auch der Schadstoffgehalt der Luft eine Rolle spielen: In den Bergen (keine Pollen, wenig Abgase) ist die Luftreinheit bekanntlich besonders groß.