Wenn der vollständige Verzicht auf Zigaretten unmöglich erscheint, versuchen viele Raucher zumindest die Anzahl der gerauchten Zigaretten zu reduzieren. Leider können sie dadurch das Risiko schwerer Erkrankungen oder eines frühzeitigen Todes langfristig auch nicht verringern. Nur vollständige Abstinenz kann das Krankheitsrisiko senken und die Lebenserwartung erhöhen. Das hat eine über zwei Jahrzehnte gelaufene Langzeitstudie aus Norwegen mit rund 50.000 Teilnehmern ergeben, deren Ergebnisse kürzlich im Fachblatt Tobacco Control der "British Medical Association" (BMA) veröffentlicht wurden. Männer, die ihren Tabakkonsum auf weniger als die Hälfte zurückschraubten, erwiesen sich als genauso anfällig für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Durchblutungsstörungen und Krebs wie Raucher, die wie gewohnt weiterrauchten. Demgegenüber war die Sterberate von Rauchern, die mit Erfolg aufgehört hatten, um 50 Prozent verringert.
An der Untersuchung hatten 24.959 Männer und 26.251 Frauen teilgenommen, die zum Beginn der Studie zwischen 20 und 49 Jahren alt waren. Diese wurden zum Studienstart und dann erneut in Intervallen zwischen drei und zehn Jahren zu ihren Rauchgewohnheiten befragt und den folgenden fünf Gruppen zugeteilt: Nichtraucher, Ex-Raucher (die während der Studie aufgehört hatten), moderate Raucher (1-14 Zigaretten pro Tag), Reduzierer (Konsum im Beobachtungszeitraum um mindestens die Hälfte reduziert) und starke Raucher (täglich 15 Zigaretten oder mehr). Bei den männlichen Reduzierern war die Todesrate in den ersten 15 Jahren zwar geringfügig niedriger als die von starken Rauchern. Bereits 16 Jahre später starben dann aber in beiden Gruppen praktisch gleich viele Menschen. Bei Frauen, die das Rauchen eingeschränkt hatten, war das Risiko, an Lungenkrebs zu sterben, nur halb so groß wie bei starken Raucherinnen. Wurden aber alle Todesursachen mit einbezogen, lag ihr Sterberisiko sogar um elf Prozent höher. „Wir haben keine Erklärung für dieses Phänomen“, erklärt Kjell Bjartveit vom nationalen norwegischen Gesundheitsdienst, „außer dass es etwas mit Zufall zu tun hat.“
Insgesamt konnte die Untersuchung keinen Beleg dafür bringen, dass starke Raucher, die ihren täglichen Zigarettenkonsum um mehr als 50 Prozent reduzieren, das Risiko eines vorzeitigen Todes deutlich senken können. „Jede Zigarettenreduzierung ist aber natürlich relativ zu sehen“, kommentiert Werner Graef von der Internetplattform www.rauchfrei.de „Wenn jemand von 100 auf 70 Zigaretten reduziert, wird das kaum eine gesundheitliche Verbesserung nach sich ziehen.“ Eine Reduktion von 100 auf beispielsweise 20 Zigaretten, würde aber schon eine deutliche Gesundheitsverbesserung bedeuten. Dennoch sollten Ärzte Raucher nicht nur zu einer Verringerung ihres Tabakkonsums raten, sondern am besten zum sofortigen und radikalen Aufhören. Raucher, die auf ärztlichen Rat hin weniger rauchen, sollten sich schließlich nicht irrtümlich in Sicherheit wähnen, meint Bjartveit.
Quelle: Tobacco Control (2006), Band 15, Seite 472-480.
Zusammenfassung (abstract)