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Weniger asthmatische Beschwerden, wenn’s ein Junge wird?

Bei schwangeren Asthmatikerinnen entscheidet offenbar auch das Geschlecht ihres erwarteten Kindes darüber mir, wie stark ihre asthmatischen Beschwerden während der Schwangerschaft ausfallen. Frauen, die einen Jungen bekommen, sind offenbar besser dran, wie eine US-amerikanische Studie jetzt gezeigt hat.

Schwangere Asthmatikerinnen, die ein Mädchen erwarten, haben unter mehr asthmatischen Beschwerden zu leiden, als Frauen die einen Jungen auf die Welt bringen werden. Das berichten US-amerikanische Wissenschaftler von der „Yale School of Medicine“ in der Fachzeitschrift American Journal of Epidemiology. Das Forscherteam um Michael Bracken beobachtete 702 Asthmatikerinnen während ihrer Schwangerschaft und dokumentierte dabei regelmäßig u.a. ihre Lungenfunktionswerte. In den ersten 30 Schwangerschaftswochen kam es generell zu einer Verschlechterung der asthmatischen Beschwerden – und zwar unabhängig vom Geschlecht des Fötus. Doch dann verbesserte sich die Lungenfunktion der Frauen wieder und fiel auffallender Weise bei Asthmatikerinnen, die einen Jungen erwarteten, durchgehend um rund 10% besser aus bei jenen, die einen weiblichen Fötus bekamen. Wie die Wissenschaftler vermuten, scheint das männliche Geschlechtshormon Testosteron (das nur von männlichen, nicht aber von weiblichen Föten gebildet wird) die überempfindlichen Bronchien der asthmatischen Mütter so zu beruhigen, dass sie nicht mehr auf die Ausschüttung von Histaminen reagieren. Histamin ist ein Signalstoff bzw. Mediator , der bei Asthma und vielen anderen allergisch bedingten Erkrankungen eine entscheidende Rolle spielt. Normalerweise verkrampfen die Bronchien von Asthmatikern, wenn im Körper Histamin freigesetzt wird.

„Andererseits ist es ebenso gut auch möglich, dass die weiblichen Föten eine geschlechtstypische Substanz absondern, welche die Entzündungsprozesse in den Bronchien von Asthmatikerinnen verschlimmern“, meint Bracken. Weitere Studien seien nötig, um diese Annahmen zu überprüfen. Auch sei der beobachtete Geschlechtsunterschied zwar interessant und möglicherweise auch von Bedeutung. Das Untersuchungsergebnis müsse aber im Gesamtkontext gesehen werden. „So gibt es ja noch andere Faktoren, die einen viel größeren Einfluss auf den Schweregrad von Asthma während einer Schwangerschaft haben können - wie zum Beispiel ob die betreffende Patientin vor ihrer Schwangerschaft geraucht hat oder nicht. Und ob sie medikamentös gut genug eingestellt ist“, betont Bracken.

Quelle:
American Journal of Epidemiology (2006), Vol. 163(3), Seite 217-221
Zusammenfassung (abstract)