Kürzlich wurde auf dem Jahreskongress der European Respiratory Society (ERS) in London Studienergebnisse präsentiert, die einiges Aufsehen erregten (siehe Cochrane Library, Online-Veröffentlichung am 5.9. 2016). Die tägliche Einnahme von Vitamin-D-Präparaten zusätzlich zur gewohnten Asthmatherapie soll die Zahl der Asthmaanfälle deutlich reduzieren. Da frühere Studien einen Zusammenhang zwischen niedrigem Vitamin D-Spiegel und hohem Asthmarisiko aufgedeckt hatten, haben Wissenschaftler um Prof. Adrian Martineau vom Centre for Applied Research der Queen Mary University in London die Daten von neun Studien mit Patienten mit mittlerem bis schwerem Asthma untersucht. Sie fanden heraus, dass aufgrund der Vitamin-D-Ergänzung das Risiko für eine Notarzt- oder Krankenhausbehandlung wegen schwerer Asthmaanfälle von 6 auf 3 Prozent sank.
Dieses Ergebnis ist nach Angaben der Studienautoren aber mit Vorsicht zu genießen, da die Studie mindestens zwei bemerkenswerte Schwächen aufweist: Erstens waren die meisten Studienteilnehmer Erwachsene mit mildem bis mittlerem Asthma. Der Effekt von Vitamin D auf Erwachsene mit schwerem Asthma und Kinder wurde also noch nicht hinreichend untersucht. Dies erlaube keine generalisierten Aussagen. Zweitens bleibe unklar, ob Vitamin D in allen Patientengruppen gleich wirksam ist oder sich nur bei denjenigen besonders positiv auswirkt, die zuvor sehr niedrige Vitamin-D-Spiegel hatten. Diesen offenen Fragen wollen die Forscher jetzt nachgehen und hoffen, in wenigen Monaten weitere Ergebnisse präsentieren zu können.