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Welche Untersuchung bei Verdacht auf Lungenembolie?

Bei Verdacht auf Lungenembolie ist in bestimmten Fällen eine Szintigraphie einer CT vorzuziehen, z.B. bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, Jod-Unverträglichkeit oder bei werdenden Müttern.

Rund 65.000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland an einer Lungenembolie, schätzungsweise 7.000 Betroffene versterben daran. Die lebensbedrohliche Erkrankung kündigt sich häufig mit Atemnot und Schmerzen im Brustkorb an – d.h. mit Beschwerden, wie sie etwa auch bei einem Herzinfarkt auftreten. Das macht die Diagnose oft schwierig. In welchen Fällen eine Lungen-Szintigraphie am besten hilft, die Ursache zu klären, hat jetzt ein internationales Expertengremium um Alan Waxman vom Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles untersucht (siehe Journal of Nuclear Medicine 2017, Band 58/5, Seite: 13N-15N). Bei diesem nuklearmedizinischen Verfahren spritzen die Ärzte radioaktiv markierte Eiweißteilchen in die Vene der Patienten, die sich in schlecht durchbluteten Gefäßen der Lunge weniger gut anreichern – Verstopfungen werden so über eine Kamera sichtbar gemacht.

Lungenembolien treffen viele Patienten wie aus heiterem Himmel. Die Ursache – meist handelt es sich um eine Thrombose in den Beinvenen - wird oft nicht erkannt. Wenn das Gerinnsel sich löst und vom Herzen in die Lungenarterien gelangt, blockierte es die Sauerstoffaufnahme. Die Patienten erleiden dann akute Atemnot, die mit Schmerzen im Brustkorb einhergeht – und es droht Lebensgefahr. „Eine rasche und zuverlässige Diagnose ist dann wichtig, um sofort eine lebensrettende Therapie mit gerinnungshemmenden und Gerinnsel-auflösenden Medikamenten einzuleiten“, erläutert Prof. Dr. med. Detlef Moka, Vorstandsvorsitzender des Berufsverbands Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN). Häufig werde die Diagnose mit einer Computer-Tomographie (CT) gestellt. „Diese Variante der Bildgebung ist allerdings nicht für alle Patienten gleichermaßen gut geeignet“, erklärt Prof. Moka.

Für ihre Untersuchung bewerteten die US-Forscher den Einsatz der Szintigraphie in 21 Szenarien, wobei die Angemessenheit der Untersuchung mit einem Punkt (nicht angemessen) bis neun Punkte (sehr angemessen) qualifiziert werden konnte. Neun Punkte - und damit eine klare Empfehlung - erhält die Szintigraphie unter anderem zur Untersuchung von Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion: Für diese Gruppe stellen Kontrastmittel, die beim CT verwendet werden, eine Gefahr dar. Auch Patienten mit einem erhöhten Komplikationsrisiko, etwa wegen einer Jod-Unverträglichkeit, sind Szintigraphie-Kandidaten. „Bei schwerstkranken Patienten und Intensivpatienten wiederum ist manchmal ein Transport zum CT schlicht nicht möglich“, berichtet Moka weiter. „In diesen Fällen können beispielsweise mobile Szintigraphie-Geräte verwendet werden, die direkt am Bett eingesetzt werden können.“

Junge Frauen und insbesondere werdende Mütter sollten bei Verdacht auf Lungenembolie ebenfalls mit einer Szintigraphie untersucht werden. „Die Strahlenbelastung für die Brüste ist bei diesem Verfahren deutlich geringer als bei einer CT“, berichtet Prof. Moka. Da die Brüste in der Schwangerschaft sehr empfindlich sind, schneidet der nuklearmedizinische Test im Hinblick auf die Brustkrebsgefahr günstiger ab. Weitere Gruppen, für die eine Szintigraphie empfehlenswert ist: Patienten, die schon einmal eine Lungenembolie erlitten haben, bei denen das Röntgen des Brustkorbs keine Auffälligkeiten ergab oder bei denen eine Beinvenenthrombose per Ultraschalluntersuchung nachgewiesen wurde. „Schließlich kommen auch alle Patienten in Frage, bei denen die Computer-Tomographie kein eindeutiges Ergebnis geliefert hat oder deren Untersuchungsergebnisse widersprüchlich sind“, so Prof. Moka.

Quelle: Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN)