Nach der Entdeckung der Vogelgrippe bei einer Ente eines Geflügelhofes in Markersdorf im Landkreis Görlitz sind weitere 24 Enten des Betriebes positiv auf die Tierseuche getestet worden. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems teilte mit, bei 9 der 24 Enten sei die auch für den Menschen gefährliche Variante des Vogelgrippe-Virus H5N1 nachgewiesen worden. „Bei den anderen 15 Enten brachten die Tests aufgrund des geringen Virusgehalts bislang keine Klarheit darüber, ob es sich um den hochpathogenen Virustyp handelt. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass alle positiv getesteten Enten mit dem gleichen Erreger infiziert waren“, sagte Dr. Timm Harder vom Referenzlabor Aviäre Influenza des FLI, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Der Fund ist der erste nachgewiesene Vogelgrippe-Ausbruch in Deutschland in diesem Jahr. „Eine Gefahr für die Bevölkerung geht von den neuen Fällen nicht aus“, beruhigt Dr. med Frank Schmidt von der Mitteldeutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Dresden. „Wir müssen aber die Entwicklung genau beobachten und alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern.“
Bislang keine weiteren Betriebe betroffenAlle 1.400 Enten und Gänse des betroffenen Geflügelbestands wurden bereits kurz nach Aufdeckung des Ausbruchs vorsorglich getötet. Gebäude, Einrichtungen und Fahrzeuge auf dem Hof wurden sorgfältig desinfiziert. Experten des Landes Sachsen und des FLI haben mittlerweile ihre Untersuchungen vor Ort abgeschlossen. „Bislang können wir noch nicht sagen, wie das Virus in den Geflügelbetrieb gelangt ist. Mit ersten Ergebnissen rechnen wir innerhalb eines Monats“, erklärte Harder. In angrenzenden Geflügelhöfen wurden keine weiteren Vogelgrippe-Infektionen festgestellt. Der vom Landkreis Görlitz eingerichtete Sperrbezirk im Umkreis von 3 Kilometern um den infizierten Betrieb herum bleibt bis auf weiteres bestehen. In diesem Gebiet ist der Transport von Geflügel verboten und es gilt ein Freilaufverbot für Nutzvögel. Das erweiterte Beobachtungsgebiet hat einen Radius von 10 Kilometern und reicht bis über die polnische Grenze.
Vereinte Nationen: Keine EntwarnungH5N1-Infektionsfälle bei Menschen sind in Deutschland bislang nicht aufgetreten. Seit dem Ausbruch der Vogelgrippe Ende 2003 wurden die meisten Erkrankungen in Indonesien, Vietnam, Thailand, China und Ägypten gemeldet. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkrankten bislang 387 Menschen an dem H5N1-Virus. In 245 Fällen verlief die Infektion tödlich. Unterdessen haben die Vereinten Nationen darauf hingewiesen, dass es bei der Vogelgrippe noch keine Entwarnung gebe. Der zuständige UN-Koordinator David Nabarro forderte, es müsse noch mehr getan werden, um sicher zu gehen, dass wir für diese Art von globaler Krise bereit sind.