Die Vogelgrippe wird entgegen der bisherigen Annahme nur selten von Wildvögeln auf Hausgeflügel übertragen. Das haben Wissenschaftler des grenzüberschreitenden Forschungsprogramms Constanze am Bodensee festgestellt. Schließlich gebe es zwischen wildlebenden Enten und in der Zucht gehaltenen Hühnern, Enten und anderem Hausgeflügel kaum direkte Kontakte. Rund 80 Forscher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz tauschten sich Mitte Juni über diese und weitere neue Erkenntnisse in der österreichischen Bodenseestadt in Bregenz aus. Bisher standen insbesondere Wasservögel im Verdacht, das auch für den Menschen gefährliche Virus in Geflügelhaltungen einzuschleppen.
Forscher der Vogelwarte Radolfzell am Max-Planck-Institut für Ornithologie hatten von Oktober 2007 bis Januar 2008 bei zwölf Geflügelbetrieben rund um den Bodensee beobachtet, welche Wildvögel sich am Gehege aufhielten. Wildenten oder andere Wasservögel waren nicht darunter, sondern nur Haussperlinge, Buchfinken oder Aaskrähen. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass eine Einschleppung der Vogelgrippe durch direkten Kontakt eher selten sein muss. Zugleich fand das Schweizer Tropeninstitut bei Befragungen von knapp 4000 Freilandgeflügelhaltern heraus, dass nur in jedem sechsten Betrieb Wasservögel eingeflogen waren. Dabei waren die Kontakte im Winter nicht häufiger als im Sommer, obwohl im Winter zehnmal mehr Wasservögel auf dem Bodensee leben. Zu Constanze gehören auch drei Anlagen in Ufernähe mit flugunfähigen, so genannten Wächterente, die kontinuierlich auf Vogelgrippe untersucht werden. Bei diesen Tieren konnten die Forscher zwar mehrfach Grippeviren feststellen, dabei aber nur relativ ungefährliche Virentypen.