Wenn ein Kind nachts plötzlich aufwacht und hustet, als würde ein Seehund bellen, und dabei gleichzeitig beim Ein- und Ausatmen ein hohles, röchelndes Atemgeräusch auftritt, liegt mit einiger Sicherheit das Phänomen eines so genannten Pseudokrupps vor. Nach Angaben des aktuellen Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) sind fast 7% der Kinder in Deutschland im Verlauf eines Jahres von einem Pseudokrupp-Anfall betroffen. Am häufigsten leiden Kinder im Alter von drei Monaten bis zu fünf Jahren unter den bellenden Hustenanfällen – insbesondere in den Wintermonaten. Geschädigtes Organ ist der Kehlkopf, der ein Außenskelett besitzt und auf der Innenseite mit Schleimhaut ausgekleidet ist. Schwillt die Schleimhaut, wird die innere Weite des Kehlkopfes deutlich kleiner, so dass weniger Luft vorbei strömen kann, bis es unter Umständen zu einem quälenden Gefühl der Atemnot kommt.
„Auslöser ist meist eine etwa drei Tage vorausgegangen virale Infektion, z.B. durch Para-Influenza-Viren oder – weniger häufig - RS-Viren (Respiratory Syncytial Virus, RSV)“, erläutert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft in Schmallenberg. „Auch bakterielle Infektionen, allergische Reaktionen oder hohe Schadstoffbelastungen können dazu beitragen. Dabei entwickeln Kinder, die in der elterlichen Wohnung Tabakrauch ausgesetzt sind, unter Asthma bronchiale leiden, übergewichtig sind, oder auch Frühgeborene oft schwerere und häufigere Kruppanfälle als ihre Altersgenossen.“
Der so genannte Krupphusten tritt in der Regel eine Woche lang insbesondere nachts auf, wobei die Intensität der Hustenanfälle allmählich wieder abnimmt. Die meisten Kinder erholen sich danach wieder ohne weitere Komplikationen. Da das Erkrankungsbild aber recht bedrohlich wirkt, rufen die Eltern bei einem ersten Anfall oft den Notarzt oder fahren in die Erste-Hilfe-Station eines Kinderkrankenhauses. „Doch nur in Ausnahmefällen ist diese Atmungsstörung so ausgeprägt, dass eine lebensbedrohliche Situation entsteht“, meint Köhler. „Beim Pseudokrupp steht die Beruhigung des Kindes im Vordergrund, da sich damit auch die Atemfrequenz und das Atemminutenvolumen senken lassen. Das vermindert die durch die Atemwegsverengung auftretenden Turbulenzen im Schlund und damit die Atemarbeit des Kindes. Insofern sollten die Eltern ihr Kind bei einem Anfall beruhigen, aufrecht hinsetzen oder auf den Arm nehmen und besänftigen. Meist hilft im akuten Anfall auch kalte Luft - z.B. indem man sich jetzt im Winter mit dem Kind einfach vor ein weit geöffnetes Fenster stellt oder im Sommer vor den geöffneten Kühlschrank - um die Schwellung der Atemwege zu reduzieren und damit dem Kind die Atmung zu erleichtern. Wird oder bleibt das Kind unruhig, kann auch Kortison als Zäpfchen oder Rektiole in den After gegeben werden, wodurch die Schleimhäute in der Regel besonders rasch abschwellen. Eine Beruhigungsspritze durch den Notarzt wäre hingegen aus dem Grund nicht zu empfehlen, weil das Kind dann aus Angst vor der Spritze schreien könnte, was zu noch mehr Atemnot führt“, rät Köhler.