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Was passiert nach einem Jahr Rauchstopp in den Atemwegen?

Verzicht auf das Rauchen ist der einzige Weg für Patienten mit chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD), ihre Beschwerden zu lindern und das Fortschreiten ihrer Erkrankung abzubremsen. Zwar setzen sich auch bei Ex-Rauchern die Entzündungsprozesse in den Atemwegen noch weiter fort, man weiß aber nicht, aus welchem Grund noch für wie lange. Was innerhalb von einem Jahr Nikotinabstinenz in den Atemwegen vor sich geht, haben jetzt niederländische Forscher genauer untersucht.

Rauchen ist die vorrangige Ursache für die Entwicklung einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD ). Die Schadstoffe im Zigarettenrauch rufen einen Entzündungsprozess in Bronchien und Lungengewebe hervor, der immer weiter fortschreitet. Es sei denn, man hört mit dem Rauchen auf – nur so können die COPD-Beschwerden wie Husten und Atemnot verringert und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt werden. Mediziner wissen, dass sich diese Entzündungen auch bei Ex-Rauchern noch für eine gewisse Zeit fortsetzen. Was genau nach einem Rauchstopp in den Atemwegen passiert, weiß man allerdings noch nicht. Deshalb hat ein niederländisches Wissenschaftler-Team um Wim Timens vom „Medical Center“ an der Universität Groningen genauer untersucht, was in den Atemwegen von COPD-Patienten im Vergleich zu bisher beschwerdefreien Rauchern nach dem erfolgreichen Besuch eines 1-jährigen Raucherentwöhnungsprogrammes vor sich geht. Dazu wurden Biopsie-Gewebeproben aus den Atemwegen und Sputumproben der Studienteilnehmer vor dem Rauchstopp und ein Jahr später analysiert.

Während sich nach einem Jahr Abstinenz bei den 16 untersuchten, beschwerdefreien Ex-Rauchern die Entzündungen in den Atemwegen zurückgebildet hatten oder aber unverändert geblieben waren, schritten sie bei den 12 COPD-Patienten weiter fort - obwohl sie das Entwöhnungsprogramm ebenfalls erfolgreich durchgezogen hatten. Dabei war die Anzahl verschiedener Typen von Entzündungs- und Abwehrzellen bei den COPD-Patienten deutlich angestiegen. Wie die Wissenschaftler betonen, müsse dieses Ergebnis aber erst einmal richtig interpretiert werden – es bedeute jedenfalls nicht, dass ein Rauchverzicht keine positiven Auswirkungen auf den Verlauf einer COPD-Erkrankung hätte.

Ist die Entzündung vielleicht bereits ein Anzeichen für eine Gesundung?
Das zu beobachtende Fortschreiten der Entzündungen bei COPD ließe sich nach Ansicht der Forscher auch als ein Bestandteil der nach dem Rauchstopp in Gang gesetzten Reparaturprozesse im zerstörten Lungengewebe ansehen. Damit wäre die zu beobachtende Entzündung nicht mehr - wie vor dem Rauchstopp – als ein Teil des Krankheitsverlaufs aufzufassen, sondern würde bereits einen Abschnitt des Regenerationsprozesses darstellen. Weitere Untersuchungen müssten klären, um welche Art von Prozess es sich zu diesem Zeitpunkt handelt, um eine geeignete begleitende Therapie entwickeln zu können, erklärt Timens. Sollte die Entzündung tatsächlich einen Bestandteil der Regeneration darstellen, dann dürfe man selbstverständlich nicht versuchen, sie einzudämmen, um den Reparaturprozess möglichst nicht zu stören. Sollte andererseits die Entzündung doch noch weiterhin mit dem Krankheitsverlauf zusammenhängen, würde das bedeuten, dass der Rauchstopp eben länger als ein Jahr andauern muss, bevor sich die ersten günstigen Auswirkungen abzeichnen - wobei anti-entzündliche Medikamente eventuell unterstützend wirken könnten.

Quelle: European Respoiratory Journal Vol. 26/5 (2005)
Zusammenfassung (abstract)