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Was ein kleiner Schlitz bewirken kann

Schweizer Forscher haben entdeckt, dass die Ursache eines Höhenlungenödems auch in einer unvollständig verschlossenen Herzvorhofscheidewand liegen kann. So verbleibe bei etwa 10-25% der Menschen eine kleine Öffnung im so genannten Foramen ovale, die zwar meistens keinen Krankheitswert hat, beim Aufenthalt in größeren Höhen aber zu Problemen führen kann.

Das Höhenlungenödem ist neben Skiunfällen die häufigste Todesursache bei Skifahrern ab einer Höhe von 2.500 Metern. Bei den Betroffenen kommt es zu einer akuten oder chronischen Flüssigkeitsansammlung in der Lunge, die zu Unruhe und Angstgefühlen auf Grund hochgradiger Atemnot und schwerer Durchblutungsstörungen (Zyanose) mit feuchten Rasselgeräuschen („Kochen auf der Brust“) und dünnflüssigem, blutig-schaumigen Auswurf führt. Jetzt hat ein Schweizer Forscherteam vom Universitätsspital Lausanne entdeckt, dass auch ein durchlässiges Foramen ovale ein Auslöser für das Höhenlungenödem sein kann. Wie die Wissenschaftler um Urs Scherrer in der Fachzeitschrift JAMA (The Journal of the American Medical Association) schreiben, eröffnen sich mit dieser Erkenntnis weitere Forschungsansätze, die in neuen Behandlungsmöglichkeiten resultieren könnten.

An der Untersuchung haben 35 Freiwillige teilgenommen, von denen die Hälfte bereits von einem Höhenlungenödem betroffen war. Diese Patienten wurden zum Höhenforschungslabor der Schweizer Regina-Margherita-Hütte in knapp 4.600 Metern Höhe geschickt, wo verschiedene Tests durchgeführt wurden, um den Zustand ihrer Vorhofscheidewand zu überprüfen. „Ein offenes Foramen ovale trat beim Aufenthalt in der Höhe etwa vier- bis fünfmal häufiger auf“, berichtet Scherrer. Allerdings sei bei den betroffenen Personen das Foramen ovale auch noch im Tal weiterhin geöffnet gewesen, was darauf hindeute, dass die Öffnung der Vorhofscheidewand nicht mehr umkehrbar ist. „Möglicherweise wurde bei den betroffenen Patienten auf Grund der Öffnung in ihrer Vorhofscheidewand der Lungenkreislauf kurzgeschlossen, sodass das Blut nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden konnte“, erklärt Scherrer. Nach Angaben der Forscher ist bei etwa 25 Prozent der europäischen Gesamtbevölkerung das Foramen ovale durchlässig. Daher müsse in Zukunft geprüft werden, ob diese Bevölkerungsgruppe für das Höhenlungenödem besonders gefährdet ist. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, wären vorsorgende Maßnahmen denkbar – wie etwa ein operativer Verschluss des Formen ovale bei Risikopatienten, zumal der Eingriff, der mittels Katheter erfolgt, gut etabliert, einfach und für den Patienten nur wenig belastend sei.

Quelle: The Journal of the American Medical Association (2007), Band 297, Nr. 13. Zusammenfassung (abstract)