Lungenerkrankungen zählen in Deutschland sowie weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellen sie vier der zehn häufigsten Todesursachen weltweit dar. Damit gehören sie zu den größten Herausforderungen des heutigen Gesundheitssystems. Trotz dieser Dringlichkeiten ist die Verfügbarkeit von Therapien für Patienten mit Lungenerkrankungen im Vergleich zu vielen anderen Erkrankungen noch immer eher gering. Zudem gibt es für die meisten respiratorischen Erkrankungen bisher nur Therapien, die Symptome lindern, jedoch keine Heilung bieten. Dies verdeutlicht, wie wichtig es ist, Lungenerkrankungen gemeinsam und mit innovativen Mitteln zu erforschen. Daher haben sich die auf dem Gebiet der Lungenforschung führenden universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen vor mehr als fünf Jahren zum Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) zusammengeschlossen, um die Prävention, Diagnose und Therapie von Lungenerkrankungen zu verbessern. Das 2011 gegründete Deutsche Zentrum für Lungenforschung blickt mittlerweile zurück auf fünf Jahre erfolgreiche Forschung im Kampf gegen Lungenkrankheiten.
Inzwischen kooperieren mehr als 230 leitende Wissenschaftler und deren Arbeitsgruppen aus 27 Forschungseinrichtungen an fünf Standorten und darüber hinaus. Der Verbund hat das gemeinsame Ziel, die translationale Lungenforschung voranzutreiben, also innovative Ideen aus der Grundlagenforschung aufzugreifen und Forschungsergebnisse bis in die klinische Umsetzung zu bringen. Indem Spezialisten der verschiedenen pneumologischen Bereiche aus Klinik und Wissenschaft eng vernetzt miteinander interagieren, können große therapeutische Fortschritte rascher erzielt werden, als dies zuvor im Alleingang möglich war. Insgesamt acht Krankheitsbereiche stehen im Fokus des DZL: Asthma und Allergien, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Mukoviszidose, Lungenentzündung und Atemnotsyndrom, interstitielle Lungenerkrankung, Lungenhochdruck, Lungenkrebs sowie Lungenerkrankungen im Endstadium. In jedem der acht untersuchten Krankheitsbereiche konnte das DZL dazu beitragen, das Verständnis der Krankheitsentstehung zu verbessern und neue therapeutische Optionen zu eröffnen.
Beispielsweise ist es DZL-Wissenschaftlern gelungen, mit „SB010“ einen neuartigen Wirkstoff zur Behandlung des allergischen Asthmas zu entwickeln und erfolgreich zu testen. Der Wirkstoff bereitet den Weg zu einem neuartigen Therapieprinzip, das helfen soll, die beim allergischen Asthma auftretende Entzündung der Atemwege zu kontrollieren und somit den Krankheitsverlauf abzumildern. Asthma ist mit circa 300 Millionen Betroffenen eine der häufigsten Krankheiten weltweit. Etwa 50 Prozent der Erkrankten leiden unter allergischem Asthma.
Außerdem leisteten Wissenschaftler des DZL einen wesentlichen Beitrag zur deutschlandweiten Einführung des Neugeborenen-Screenings auf Mukoviszidose - die häufigste tödliche Erbkrankheit weltweit, die vor allem Kinder und junge Erwachsene betrifft. Mithilfe der Magnetresonanztomografie entwickelten sie überdies ein sensitives Untersuchungsverfahren zur nicht-invasiven sowie strahlenfreien Diagnostik früher Lungenveränderungen bei dieser Erkrankung.
DZL-Wissenschaftler waren zudem federführend bei der Entwicklung eines neuen Medikamentes gegen Lungenhochdruck, dessen klinischer Prüfung und internationalen Zulassung. Lungenhochdruck ist eine schwere, fortschreitende und lebensbedrohliche Krankheit der Lunge und des Herzens. Der neu entwickelte Wirkstoff Riociguat wird zur Behandlung von zwei lebensbedrohlichen Formen des Lungenhochdrucks eingesetzt. Für eine der beiden Formen, den chronisch thromboembolischen Lungenhochdruck, ist das Arzneimittel aus Deutschland die erste verfügbare medikamentöse Therapie überhaupt. Das innovative Medikament kann den von der schweren Erkrankung Betroffenen erhebliche Besserung verschaffen.
Um die translationale Lungenforschung weiterzuentwickeln, werden die Schwerpunkte der nächsten Förderperiode auf dem Ausbau der Vernetzung liegen - zum einen zwischen den beteiligten Forschungsinstitutionen, wie unter anderem durch Daten- und Biomaterialaustausch zu wissenschaftlichen Zwecken, und zum anderen zwischen dem DZL und weiteren Organisationen, die zur Umsetzung der Forschungsvorhaben beitragen. Auch in Zukunft werden dabei fruchtbare Partnerschaften im Bereich der Wissenschaft und Forschung, die konsequente Nachwuchsförderung, Patienteninformation und die Wahrnehmung von Patienteninteressen, klinische Studien, Industriepartnerschaften sowie Aufklärungsarbeit auf nationaler und internationaler Ebene von besonderer Bedeutung sein.
Quelle: Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie du Beatmungsmedizin (DGP) am 15.3.17 in Berlin