Rauchen ist ein erheblicher Risikofaktor für eine Coronavirus-Infektion und einen schweren Krankheitsverlauf von Covid-19. Eine aktuelle Studie von kanadischen Forschern (siehe European Respiratory Journal, Online-Veröffentlichung am 8.4.2020) kann erklären, warum Raucher ein deutlich erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 aufweisen. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Lungenstiftung hin. „Das liegt nicht nur daran, dass Raucherlungen durch den Tabakkonsum vorgeschädigt sind. Die Forscher haben herausgefunden, dass Raucher ein bestimmtes Enzym stärker produzieren als Nichtraucher – das so genannte ACE2 (Angiotensin converting enzyme 2). Dieses Enzym befindet sich auf der Zelloberfläche in den unteren Atemwegen und wird von Coronaviren wie SARS-CoV-2 als Eingangspforte genutzt, um in die Zellen einzudringen und sich dort zu vervielfältigen“, erklärt Prof. Dr. Stefan Andreas, Beiratsmitglied der Deutschen Lungenstiftung, Facharzt für Pneumologie, Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin und Leiter der Lungenfachklinik Immenhausen (Kreis Kassel) sowie des Bereiches Pneumologie (F&L) an der Universitätsmedizin Göttingen. Theoretisch könnte die chronische Unterversorgung mit Sauerstoff (Hypoxie) durch das Rauchen dazu führen, dass vermehrt ACE2 gebildet wird - das ist aber noch nicht wissenschaftlich belegt.
Das Risiko von Rauchern setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen
Je mehr Eintrittspforten die SARS-CoV-2-Viren vorfinden, umso leichter und schneller kann es zu einer Coronavirus-Infektion mit schwerem Verlauf kommen. Dabei kommt bei Rauchern noch hinzu, dass ihre Selbstreinigungsfunktion der Atemwege herabgesetzt ist, weil die Flimmerhärchen in der Atemwegsschleimhaut nach jeder Zigarette über Stunden außer Kraft gesetzt werden. Wenn Partikel und Viren, die in die Atemwege eingedrungen sind, nicht von den Flimmerhärchen beseitigt werden, können sie von dort in die unteren Atemwege vordringen und dort eine Lungenentzündung verursachen, die dann einen schweren Verlauf nehmen kann, vor allem wenn das lokale Immunsystem - wie bei Rauchern infolge der inhalierten Schadstoffe häufig – geschwächt ist. Außerdem ist die Infektionsgefahr bei Rauchern dadurch erhöht, da sie beim Tabakkonsum immer wieder die Zigarette zum Mund führen, wobei mögliche Viren von der Hand dann besonders leicht auf die Schleimhaut von Mund und - bei unbewusster Berührung - auch von Nase oder Auge übertragen werden können.
Am besten mit dem Rauchen aufhören
Der genannten Studie zufolge geht auch eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) mit erhöhten ACE2-Leveln einher. Insofern sind COPD-Patienten, die zusätzlich rauchen, doppelt gefährdet. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Wer mit dem Rauchen aufhört, kann seine ACE2-Werte senken. Exraucher ohne COPD und Nichtraucher weisen der Studie zufolge vergleichbare Mengen an ACE2 auf und hätten damit kein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19. Nach einem Rauchstopp können sich neben vielen weiteren gesundheitlichen Aspekten auch die Abwehrkräfte und die Lungenfunktion wieder verbessern. „Bei den Milliardenausgaben, die zur Eindämmung der Corona-Epidemie zur Verfügung gestellt werden, sollten wir diskutieren, ob die medikamentöse Tabakentwöhnung zumindest für die Dauer der Epidemie von den Krankenkassen bezahlt wird“, schlägt Prof. Dr. Andreas vor. Dies würde schwere Verläufe reduzieren und damit das Gesundheitssystem entlasten. In anderen europäischen Ländern werden Medikamente zur Tabakentwöhnung kostenlos angeboten.
Autor: äin-red
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