Wenn Asthmatiker sich erkälten, laufen sie vermehrt Gefahr, einen schweren Asthma-Anfall zu erleiden. Verschiedene Studien haben nachgewiesen, dass etwa 80% aller Asthma-Anfälle bei Kindern und 60% der Anfälle bei Erwachsenen durch respiratorische Viren verursacht werden. Wissenschaftler vom “Imperial College” in London und von der Universität von Ferrara in Italien haben jetzt herausgefunden, aus welchem Grund eine Erkältung Asthmatikern so stark zusetzen kann: So bilden die Lungenzellen eines Asthmatikers, der sich einen gewöhnlichen Schnupfenvirus (aus der Gruppe der Rhinoviren) eingefangen hat, ungefähr nur halb so viel Interferon wie die Lungenzellen eines Gesunden.
Wie das Forscherteam um Professor Sebastian Johnston im Wissenschaftsjournal Nature Medicine berichtet, besteht zwischen der Menge an gebildetem Interferon und dem Auftreten von Asthma-Anfällen ein direkter Zusammenhang: Je weniger Interferon vorhanden ist, umso schwerer können die Anfälle ausfallen. „Im Hinblick auf diesen Mechanismus dürften unsere Untersuchungsergebnisse dazu beitragen, die Asthma-Therapie für bestimmte Patientengruppen zu optimieren, um künftig schwere Asthma-Anfälle zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich zu verbessern“, bemerkt Johnston. „So könnten Asthmatiker durch Inhalieren von zusätzlichem Interferon ihren Interferonmangel ausgleichen und somit ihr Immunsystem beim Kampf gegen die Viren unterstützen – entweder akut zu Beginn einer auftretenden Erkältung oder aber gleich zur generellen Vorbeugung über die gesamten Wintermonate hinweg.“ Als nächstes wollen die Wissenschaftler erforschen, wie eine geeignete Behandlung mit Interferon hinsichtlich Menge und Dauer der Medikamentengabe im Einzelnen aussehen soll.
Quelle: Nature Medicine, online-Ausgabe vom 13.8.06.
Zusammenfassung (abstract)