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Warnung vor Tiotropium-Mikrozerstäuber gegen COPD ungerechtfertigt

Angesichts ungerechtfertigter Warnungen in diversen Zeitungen vor einem bestimmten Medikamentenwirkstoff für Patienten mit COPD (Triotropiumbromid), dessen Inhalation mit einem Mikrozerstäuber angeblich mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden sein soll, weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) auf folgendes hin: Solange die zugelassene Wirkstoffmenge von 5 μg Triotropiumbromid täglich nicht überschritten wird, gibt es keinen überzeugenden Hinweis darauf, dass das Inhalieren mit dem Mikrozerstäuber Respimat Ursache für vermehrt auftretende Herzprobleme und Todesfälle sein könnte. Vielmehr erreichen die Patienten mit diesem Wirkstoff eine Erweiterung ihrer Bronchien mit verbesserter Lungenfunktion und dadurch eine deutliche Linderung der für COPD typischen Beschwerden.

Lungenpatienten mit COPD die das Arzneimittel Tiotropiumbromid verordnet bekommen, sollten sich nicht verunsichern lassen, wenn derzeit Warnungen in verschiedenen Zeitungen kursieren, dass das Inhalieren dieses Wirkstoffes mit dem Mikrozerstäuber Respimat Soft Inhaler angeblich mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden sein soll. „Diese Aussage einer aktuellen Datenanalyse ist nicht plausibel, da die besagte Studie eine Reihe von methodischen Fehlern aufweist. Nach deren Bereinigung weisen die angeblich errechneten Unterschiede in der Gesamtmortalität allerdings keine statistische Signifikanz mehr auf und sind - anders ausgedrückt - unerheblich“, erläutert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft im sauerländischen Schmallenberg. „Zum Beispiel wurden in dieser Analyse auch Todesfälle berücksichtigt, die nach der Einnahme einer Wirkstoffmenge aufgetreten sind, die doppelt so groß wie die zugelassene Tagesdosis war - nämlich 10 μg anstelle von 5 μg Tiotropiumbromid täglich, was nicht der Empfehlung des Herstellers entspricht. Außerdem wurde in der Analyse nicht berücksichtigt, dass mehr Patienten vorzeitig aus dem Plazeboarm der Studie ausschieden, so dass Todesfälle in der Plazebogruppe innerhalb einer kürzeren Zeitspanne registriert wurden als in der Studiengruppe, was natürlich keine direkten Vergleich erlaubt. Letztendlich wurde die in dieser Studie festgestellte, numerische, aber statistisch nicht signifikante Zunahme der Gesamtsterblichkeit ausschließlich bei Patienten beobachtet wurde, die bereits im Studienvorfeld zusätzlich unter bekannten Herzrhythmusstörungen litten.“

Nutzen des Wirkstoffes für COPD-Patienten unbestreitbar

Den Lungenärzten der DGP zufolge bleibt der Nutzen des Arzneimittels Tiotropiumbromid (Handelsname: Spiriva) für Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis mit oder ohne Lungenemphysem (COPD) nach wie vor bestehen und ist unbestreitbar. „Durch das Inhalieren dieses Wirkstoffes erreichen die Patienten eine Erweiterung ihrer Bronchien mit verbesserter Lungenfunktion (Anstieg der Einsekundenluft FEV1) und dadurch eine Linderung der für COPD typischen Beschwerden wie Atemnot und chronischer Husten bei gleichzeitig übermäßiger Bildung von zähem Schleim, der sich nur schwer abhusten lässt“, betont Köhler. „Es gibt keinen überzeugenden Hinweis darauf, dass das Inhalieren mit dem Mikrozerstäuber Respimat Ursache für vermehrt auftretende Herzprobleme und Todesfälle sein könnte, so lange die zugelassene Wirkstoffmenge von 5 μg Tiotropiumbromid täglich eingehalten wird. Übrigens kann Tiotropiumbromid auch mit einem herkömmlichen Pulverinhalator (HandiHaler) eingenommen werden. Im Vergleich zum modernen Mikrozerstäuber Respimat, bei dem sehr kleine Tröpfchen erzeugt werden, die besonders tief in die Atemwege vordringen können und daher besonders gut ihre Wirkung erzielen, muss der Patient bei der Anwendung eines Pulverinhalators etwas mehr Wirkstoff pro Tag inhalieren. Außerdem entsteht die zu inhalierende Sprühwolke nicht wie beim Respimat im Gerät durch Überdruck, sondern muss durch aktives Einatmen erzeugt werden, was nicht jedem Patienten leicht fällt. Welches Gerät im individuellen Falle besser geeignet ist, sollte man mit seinem Lungenfacharzt besprechen.“