E-Zigaretten, Shishas und sogenannte Tabakerhitzer (Heat Sticks) machen junge Menschen nikotinabhängig und ebnen den Weg in den Tabakkonsum. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) anlässlich ihres Jahreskongresses vom 14. bis 17. März 2018 in Dresden hin. Damit reagiert sie auf Marketingkampagnen der Tabakindustrie, die E-Zigaretten als „gesündere Alternative“ zur Tabakzigarette bewerben. Auch zur Rauchentwöhnung sei das Inhalieren von E-Zigaretten, Wasserpfeifen und Tabakerhitzern nur bedingt geeignet, betonen die Experten. Über die gesundheitlichen Folgen des E-Zigarettenrauchs informiert die Fachgesellschaft auf einer Pressekonferenz am 15. März in Dresden.
Schätzungsweise 1 Millionen Deutsche rauchten 2016 regelmäßig E-Zigaretten. Die Wasserpfeife ist bei Jugendlichen beliebt: Nach Angaben der DAK rauchen 15 Prozent der Zehntklässler regelmäßig Shisha. „Der süße Geschmack der E-Zigarette und das breite Angebot an Aromastoffen, machen das Dampfen vor allem bei jungen Menschen beliebt und erhöhen die Akzeptanz für das Rauchen“, warnt der Pneumologe Dr. med. Peter Kardos. US-amerikanische Untersuchungen zeigen, dass die E-Zigarette den Einstieg in den konventionellen Tabakkonsum bahnen kann (siehe JAMA Pediatrics 2017, Band 171/8, Seite: 788-797). „Tabakkonzerne steigen in das E-Zigarettengeschäft ein, um das Image des Rauchens zu verbessern und mehr junge Menschen zum täglichen Konsum zu verleiten“, erklärt Kardos. In einem Positionspapier weist die DGP darauf hin, dass Inhalationsprodukte wie E-Zigaretten und Wasserpfeifen gesundheitsgefährdende Suchtmittel sind und deshalb den gleichen gesetzlichen Regularien unterliegen sollten wie Tabakprodukte (siehe Pneumologie 2015, Band 69/03, Seite: 131-134).
Was das Inhalieren von Dampfen E-Zigaretten, Wasserpfeifen und Tabakerhitzern langfristig für ihre die Gesundheit bedeutet, lässt sich aufgrund der aktuellen Studienlage nicht beurteilen, sagt Kardos, der dem diesjährigen DGP-Kongress als Kongresspräsident vorsteht. Nach Beginn der industriellen Produktion hat es auch bei den konventionellen Zigaretten gut 30 Jahre gedauert, bis mit wissenschaftlicher Genauigkeit feststand, dass Rauchen Lungenkrebs verursacht. „Zwar enthalten E-Zigaretten keine Verbrennungsprodukte – aber auch das beim Dampfen dabei entstehende Aerosol enthält entzündungsfördernde, reizende und krebserregende Substanzen, die die Lunge langfristig schädigen können“. So fand eine andere amerikanische Studie Hinweise dafür, dass Jugendliche, die regelmäßig dampfen, doppelt so häufig an Bronchitis erkranken wie ihre nichtrauchenden Altersgenossen (siehe American Journal of Respiratory Critical Care Medicine 2017, Band 195/8, Seite: 1043-1049). Hinzu kommt, dass die meisten E-Zigaretten den Suchtstoff Nikotin enthalten, der möglicherweise selbst schon krebserregend ist (siehe Frontiers in Pharmacology 2017, Band 8, Seite: 573).
Ob E-Zigaretten bei der Rauchentwöhnung helfen können, ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht belegt. Eine aktuelle Metaanalyse fand keine aussagekräftigen Hinweise dafür (siehe British Medical Journal, Online-Veröffentlichung am 23.2.2017). Dennoch bewirbt die Industrie E-Zigaretten und Heat Sticks, die das Nikotin ohne Verbrennungsprodukte abgeben, als Ersatzprodukt für Raucher. Experten geben zu bedenken, dass Heat Sticks den Rauchstopp sogar erschweren können, weil sie das Ritual des Rauchens aufrechterhalten. Viele Nutzer greifen trotzdem auch noch regelmäßig zur Tabakzigarette (sog. Dual Users), betont Kardos. „Wer sich das Rauchen abgewöhnen möchte – oder es sich aus gesundheitlichen Gründen abgewöhnen muss – sollte vorrangig in professionellen Entwöhnungsprogrammen, Medikamenten und Nikotinersatzprodukten Unterstützung suchen“, so der Experte.