Die Lungentransplantation ist eine Therapiemöglichkeit für Patienten, bei denen nach Ausschöpfung der medikamentösen Behandlung die körperliche Belastbarkeit, die Lungenfunktion und die Lebensqualität eingeschränkt sind und die Lebenswartung weniger als 2-3 Jahre beträgt. Dabei gehören zu den häufigsten Indikationen zur Lungentransplantation bestimmte Formen der Lungenüberblähung (Lungenemphysem) sowie die Lungenversteifung (Lungenfibrose). Bei diesen Erkrankungen sind sowohl Einzel- als auch Doppellungentransplantationen möglich.
Die Altersgrenze beträgt 60 Jahre bei der Doppellungentransplantation und 65 Jahre bei der Einzellungentransplantation. Eine Entscheidung über die Listung zur Transplantation ist individuell zu treffen. Während der Listung werden alle Organsysteme auf ihre Funktion überprüft. Voraussetzung ist u.a. ein ausreichender Muskelstatus und eine angemessene Herzfunktion. Ein gutes Maß für die Leistungsfähigkeit ist der 6-Minutengehtest. Dabei legen die meisten Transplantationskandidaten weniger als 400 Meter zurück. Wenn die Leistung allerdings weniger als 200 Metern beträgt, kann keine Transplantation durchgeführt werden (Kontraindikation).
Absolute Kontraindikationen sind außerdem bösartige Tumorerkrankungen, die nicht länger als 5 Jahre erfolgreich behandelt wurden. Jeglicher Konsum von Nikotin, Alkohol und anderen Drogen muss nachweislich mindestens über 6 Monate eingestellt sein. Auch die Bereitschaft, an den vor und nach einer Transplantation erforderlichen Behandlungen und Untersuchungen mitzuwirken, ist Voraussetzung für den Erfolg der Transplantation. Relative Kontraindikationen sind z. B. chronisches Nierenversagen, Leberversagen oder Herzinsuffizienz.
Es besteht die Möglichkeit, einen Lungenflügel (Einzellungentransplantation), beide Lungenflügel (Doppellungentransplantation) oder eine kombinierte Herzlungentransplantation durchzuführen. Die Technik der Lungentransplantation ist weitgehend standardisiert. Es besteht prinzipiell auch die Möglichkeit einer ‚Schlüssellochoperation’ (nicht-invasives Verfahren). Das ist jedoch von der Größe des Patienten, der Schwere seiner Krankheit und der Erfahrung des Operateurs abhängig.
Nach der Operation erfolgt eine Unterdrückung des körpereigenen Abwehrsystems mit Medikamenten. Sie sollen verhindern, dass die fremde Lunge abgestoßen wird. Diese Medikamente müssen dann bis zum Lebensende eingenommen werden. Im Transplantationszentrum wird der Patient sehr engmaschig kontrolliert, um einen Mittelweg zwischen Toleranz des Fremdgewebes und ausreichender Infektionsabwehr zu finden.
Der lungentransplantierte Patient kontrolliert täglich dreimal seine Lungenfunktion mit einem kleinen Handmessgerät (Asthmamonitor oder. Peak-Flow-Meter). Insbesondere in den ersten 6 Monaten nach der Transplantation ist der Patient durch Abstoßungen und Infektionen durch Bakterien, Viren und Pilze bedroht. Häufig verläuft eine Abstoßung, ohne dass der Patient dies wahrnimmt. Oft erst in der Bronchoskopie (Lungenspiegelung) kann diese nachgewiesen und dann mit Cortison behandelt werden. Durch eine gute medikamentöse Prophylaxe können Infektionen meistens verhindert oder in ihrem Schweregrad verringert werden.
Die schwerwiegendste Komplikation ist das Bronchiolitis Obliterans Syndrom (BOS) infolge einer chronischen Abstoßung. Es kommt dabei etwa ab dem 2. Jahr - teilweise sogar früher - zu einer fortschreitenden Verschlechterung der Lungenfunktion, ohne dass eine Ursache dafür gefunden werden kann. Die Therapie des BOS ist schwierig. Bei einem Drittel der Betroffenen kommt es unter intensivierter Immunsuppression wieder zu einer Besserung, ein Drittel zeigt einen stabilen Verlauf. Beim restlichen Drittel kommt es allerdings zu einer anhaltenden Verschlechterung, so dass u.U. eine erneute Transplantation zu erwägen ist. Das BOS ist die häufigste Todesursache nach Transplantation jenseits des ersten Jahres und das zentrale Problem bei der Lungentransplantation. Durch verbesserte Medikamente und eine intensive Nachbetreuung konnten die 5-Jahresüberlebensraten in europäischen Zentren auf über 60 % angehoben werden.
Es ist abschließend hervorzuheben, dass sich unabhängig von der Überlebenszeit die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessern kann. Der lungentransplantierte Patient kann wieder am Berufsleben teilnehmen, in den Urlaub fliegen, Sport treiben und sich manchmal sogar das erste Mal verlieben.
Quelle: Dr. Urte Sommerwerck von der Abteilung Pneumologie in der Ruhrlandklinik Essen (Westdeutsches Lungenzentrum am Universitätsklinikum Essen gGmbH), der auf dem Symposium Lunge 2011 am 7.5.2011 in Hattingen zum Thema Lungentransplantation einen Vortrag halten wird.
4. Symposium Lunge
"COPD und Lungenemphysem" - Von der Diagnose bis zur Lungentransplantation. Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen den Betroffenen heutzutage zur Verfügung?“ am Samstag, 7. Mai 2011 09.00 Uhr bis 18.00 Uhr Westfälisches Industriemuseum Henrichshütte - Gebläsehalle - Werksstraße 31-33
45527 Hattingen/Ruhr
Anfragen bezüglich des Symposiums Lunge 2011 richten Sie bitte an die Organisationsleitung Jens Lingemann Lindstockstraße 30
45527 Hattingen
Telefon: 02324 - 999 959
symposium-org@ lungenemphysem-copd.de
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