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Wangenkuss weniger ansteckend als Händeschütteln

Ein Küsschen auf die Wange birgt ein geringeres Risiko, sich mit Grippe anzustecken, als wenn man einem Infizierten die Hände schüttelt. Zu diesem Ergebnis kommen amerikanische und britische Forscher in der Fachzeitschrift American Journal of Infection Control.

Die Warnung eines Grippekranken „Ich komme Dir besser mal nicht zu Nahe, um Dich nicht anzustecken“ macht wenig Sinn, wenn sich die Betroffenen trotzdem die Hände reichen. Zu diesem Fazit kommen amerikanische und britische Forscher in einer Studie zur Handhygiene, die in der Fachzeitschrift American Journal of Infection Control (2007, Band 35/2, Seite 86-88) veröffentlicht wurde. Von Hand zu Hand würden grundsätzlich mehr Erreger weitergegeben als bei einem Wangenkuss. Mit der Hand können die Krankheitskeime dann durch die Berührung von Mund, Nase oder Augen weiter in den Organismus gelangen.

„Auch mit der Inhalation einer einfachen Kochsalzlösung (2 Teelöffel Jodsalz auf 1 Liter Wasser) über einen Vernebler haben wir ein einfach Hand zu habendes und sehr kostengünstiges, aber auch äußerst effizientes Mittel zur Eindämmung von Tröpfcheninfektionen zur Hand“, kommentiert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft im nordrhein-westfälischen Schmallenberg. „Dadurch lässt sich die Übertragung von Viren und Bakterien via Tröpfcheninfektion um rund 72 Prozent verringern, wobei dieser Effekt über 6 Stunden anhält.“

Doch nicht nur Erkältungs- und Grippeviren werden öfter über die Hände als durch oberflächliche Küsschen auf die Wange verbreitet, sondern auch die Erreger von Magen- und Darminfektionen wie Salmonellen. Deshalb sei den Forschern zufolge insbesondere während einer akuten Epidemie von überragender Bedeutung, das Händeschütteln möglichst ganz einzustellen oder sich zumindest oft und sehr gründlich die Hände zu waschen. „Gerade angesichts der aktuellen Grippesaison ist es besonders wichtig zu wissen, dass eine sorgfältige Hygiene der Hände die Risiken verringern kann“, meint die Mitautorin der Studie, Professor Sally Bloomfield von der London School of Hygiene & Tropical Medicine.

Einfaches Händewaschen allein dürfte allerdings nicht ausreichen, um sich gänzlich vor einer Ansteckung zu wappnen. Weitere Praktiken wie das sorgfältige Desinfizieren aller Oberflächen und Gegenstände, mit denen Infizierte in Kontakt kommen, sowie das Tragen eines Mundschutzes zur Vermeidung von Tröpfcheninfektionen beim Husten, Sprechen und ähnlichem seien ebenfalls unbedingt notwendig, um einer Ausbreitung infektiöser Viren effektiv entgegenzuwirken.