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Vogelgrippevirus bis zu 600 Tage in Mülldeponien überlebensfähig

Eine aktuelle Studie weist daraufhin, dass vom Sickerwasser in Mülldeponien eine potentielle Ansteckungsgefahr mit dem Vogelgrippevirus ausgehen könnte. Dennoch besteht kein Grund zur Panik, betonen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP).

Kadaver von Geflügeltieren, die mit dem Vogelgrippevirus infiziert sind, können über mehr als ein Jahr hinweg weiterhin ansteckend sein. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne hin unter Berufung auf eine aktuelle Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift der American Chemical Society. „Der Erreger der Vogelgrippe ist im Sickerwasser von Mülldeponien mindestens 30 Tage überlebensfähig und kann offenbar sogar bis zu 600 Tage überstehen“, erläutert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft im sauerländischen Schmallenberg. „Das hat eine Untersuchung des Sickerwassers von mehreren Mülldeponien in Virginia ergeben, in denen nach einem Vogelgrippe-Ausbruch im Jahr 2002 insgesamt vier Millionen Geflügelkadaver entsorgt worden sind.“

Keine Panik, aber weiterhin Vorsicht angesagt

Selbst wenn das Ergebnis dieser Studie auf eine potentielle Ansteckungsgefahr mit dem Vogelgrippevirus hinweist, die von Mülldeponien ausgehen könnte, besteht kein Grund zur Panik: „Mülldeponien sind so konstruiert, dass sie das sich ansammelnde Sickerwasser über Jahre hinweg zurückhalten können – also sehr viel länger, als die Erreger der Vogelgrippe überleben können“, betont Köhler. „Insofern sind Mülldeponien zur Entsorgung von gekeulten Tieren sowohl geeignet als auch als sicher anzusehen, zumal infizierte Tierkörper zusätzlich verbrannt werden müssen.“

Neue Infektionswellen ab Herbst zu erwarten

Die am 15. Juni erscheinende Studie (siehe Environmental Science & Technology (2009, Band 43/11, Seite: 4063–4067)) zeigt auch, dass die Überlebensfähigkeit des Vogelgrippeerregers vornehmlich durch zwei Faktoren beeinflusst wird. „Influenza-Viren sind besonders aktiv zum einen bei bestimmten Säurebedingungen (pH-Werten) und zum anderen bei niedrigen Umgebungstemperaturen“, erklärt Köhler. „Insofern ist ihre Aktivität im Sommer hierzulande gebremst. Im Herbst und zu Beginn des Winters ist dann allerdings auch in unseren Breitengraden wieder mit einer erhöhten Erkrankungswelle zu rechnen, und zwar allgemein - nicht nur was die Vogelgrippe und die humane Influenza angeht, sondern vermutlich auch die Schweinegrippe. Darauf - auch für den Fall einer größeren Epidemie - gilt es nach wie vor, vorbereitet zu sein. Deshalb werden vorsorglich Vorräte an Grippemedikamenten für die Bevölkerung eingelagert, möglichst wirksame Impfstoffe entwickelt und spezielle Verhaltensregeln und Hygienemaßnahmen vorgegeben, sobald eine erhöhte Ansteckungsgefahr bestehen sollte.“