Bei Patienten mit Lungenkrankheiten tritt unter körperlicher Belastung rasch Atemnot auf. Die Folge ist häufig eine körperliche Schonung, die zur Abnahme der Kondition und der Leistungsfähigkeit von Herz-/Kreislauf und Muskulatur führt. Der Lungenkranke wird immer weniger mobil; seine Lebensqualität sinkt. Dies kann zu Depressionen führen und zu einer Verschlechterung der Leistungsfähigkeit wie auch der zugrunde liegenden Lungenerkrankung.
Ziele des Lungensports sind die Verbesserung und die Erhaltung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Lungensport und körperliches Training können die Leistungsfähigkeit der Muskulatur so verbessern, dass höhere Belastungen mit weniger Atemaufwand möglich werden. Zudem können Kraft und Beweglichkeit des Brustkorbs erhalten werden, so dass der Patient besser abhusten kann.
Am besten sind die Effekte von Sport und körperlichem Training bei der COPD untersucht. Hier führt körperliches Training zu einer Linderung der Beschwerden, einer Besserung der Belastbarkeit, einer Steigerung der Lebensqualität und zu einer Abnahme akuter Verschlechterungen. Positive Effekte des Lungensportes sind auch für das Asthma bronchiale, Patienten mit Lungenfibrose und mit Mukoviszidose berichtet worden.
In den neuen Empfehlungen der Atemwegsliga werden nicht nur – wie schon bisher - Kinder und Erwachsene mit Asthma sowie COPD-Patienten berücksichtigt, sondern auch Patienten mit interstitiellen Lungenkrankheiten (Lungenfibrosen), Mukoviszidose und Hochdruck im Lungenkreislauf.
Voraussetzung für die Teilnahme am Lungensport ist eine ärztliche Untersuchung, bei der eine eventuelle Gefährdung in Abhängigkeit vom Grad der Einschränkung der Lungenfunktion und von den Begleitkrankheiten beurteilt wird. Eine Mindestbelastung von 25 Watt über 3 Minuten oder eine Gehstrecke über 200 m werden für die Teilnahme am ambulanten Lungensport gefordert. Die Sauerstoffsättigung soll unter Belastung über 90% liegen, andernfalls sollte unter Sauerstoffgabe trainiert werden. Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße oder bedrohliche Herzrhythmusstörungen sind vorher auszuschließen. Die Blutdruckwerte sollten unter 220 mmHg für den oberen und unter 120 mmHg für den unteren Blutdruckwert liegen. Das Training sollte mit ca. 60-70% der maximalen Herzfrequenz betrieben werden.
Wichtig ist, dass beim Lungensport zunächst die aktuelle Befindlichkeit geprüft wird und dann eine Aufwärmphase erfolgt. In der Hauptphase ist die Trainingsintensität in Abhängigkeit vom Schweregrad der Erkrankung und der Leistungsfähigkeit des Patienten festzulegen. Die Leitung der Gruppen wird durch Fachübungsleiter für den Bereich Lungensport übernommen. Ein Arzt muss nicht zwingend anwesend sein.
COPD-Patienten unter einer Langzeitsauerstofftherapie sollten infektfrei sein und ihr eigenes Sauerstoffgerät zum Training mitbringen. Der Übungsleiter sollte über ein Pulsoxymeter feststellen können, ob die Sauerstoffsättigung während des Trainings über 90% liegt.
COPD-Patienten ohne respiratorische Insuffizienz können ebenfalls in ambulanten Lungensportgruppen Bewegungstherapie durchführen. Für COPD-Patienten mit respiratorischer Globalinsuffizienz sollte primär unter stationären Bedingungen, z. B. in einer Rehabilitation, eine Bewegungstherapie durchgeführt werden.
Asthmakranke Kinder können bei Peak-Flow-Werten über 80% des persönlichen Bestwertes und Stabilität ihrer Erkrankung am Lungensport teilnehmen. Dies gilt auch für erwachsene Asthmatiker mit kontrolliertem Asthma.
Wegen der großen Gefahr der herzbedingten Dekompensation sollten Patienten mit schwerem Hochdruck im Lungenkreislauf nicht an ambulanten Lungensportgruppen teilnehmen. Ein Gruppentraining ist für Patienten mit Mukoviszidose wegen der hohen Infektgefahr problematisch. Bei Patienten mit Lungenfibrose hingegen ist - in einer stabilen Phase der Erkrankung - ambulanter Lungensport unter Kontrolle der Sauerstoffsättigung möglich.
Die neuen Empfehlungen der Atemwegsliga erleichtern den Zugang zum körperlichen Training für chronisch Lungenkranke und weiten diese wichtige Therapieoption aus, auch für Patienten mit fibrosierenden Lungenerkrankungen.
Quelle: Prof. Dr. H. Worth von der Medizinischen Klinik I am Klinikum Fürth, der auf dem Symposium Lunge 2011 am 7.5.2011 in Hattingen zum Thema ‚Lungensport: Neue Empfehlungen der Atemwegsliga’ einen Vortrag halten wird.
4. Symposium Lunge
"COPD und Lungenemphysem" - Von der Diagnose bis zur Lungentransplantation. Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen den Betroffenen heutzutage zur Verfügung?“ am Samstag, 7. Mai 2011 09.00 Uhr bis 18.00 Uhr Westfälisches Industriemuseum Henrichshütte - Gebläsehalle - Werksstraße 31-33
45527 Hattingen/Ruhr
Anfragen bezüglich des Symposiums Lunge 2011 richten Sie bitte an die Organisationsleitung Jens Lingemann Lindstockstraße 30
45527 Hattingen
Telefon: 02324 - 999 959
symposium-org@ lungenemphysem-copd.de
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