Wenn Bläserinnen und Bläser auf ihren Instrumenten spielen, laufen die entscheidenden Vorgänge im Körperinneren ab - in Mundhöhle und Rachen, in Kehlkopf und Brustraum. Was dabei genau passiert, ist nun erstmals in Video-Filmen zu sehen, die während der Forschungsarbeiten von Prof. Dr. Claudia Spahn und Prof. Dr. Bernhard Richter entstanden sind. Diese leiten gemeinsam das Freiburger Institut für Musikermedizin (FIM), eine gemeinsame Einrichtung der Albert-Ludwigs-Universität und der Musikhochschule Freiburg. Ihre Ergebnisse haben sie in einer Arbeitsgruppe in mehr als 130 Videoclips didaktisch aufbereitet und auf einer DVD mit dem Titel „Das Blasinstrumentenspiel: Physiologische Vorgänge und Einblicke ins Körperinnere“ im Helbling Verlag veröffentlicht. „Ziel ist es, der Methodik des Blasinstrumentenspiels einen neuen Impuls zu geben“, betont Spahn (siehe auch uni’wissen 02/2013).
Um dieses Ergebnis zu erzielen, beschritten die Forscherinnen und Forscher methodisch neue Wege. Die Filme entstanden, während professionelle Musikerinnen und Musiker auf ihrem Instrument spielten. Um Mundhöhle und Rachen sowie den Brustraum abzubilden, legte das Team die Bläser in den Kernspintomografen. Die Filme zeigen einen zweidimensionalen Schnitt, durch den Kopf in der Regel seitlich, durch den Oberkörper frontal. Die Weichteile im Körper sind in Graustufen dargestellt. Den Kehlkopf wiederum filmten die Forscher mithilfe zweier spezieller Techniken (der Hochgeschwindigkeitsglottografie und der Stroboskopie), indem sie den Musikern ein Endoskop durch die Nase einführten. Die Bläser setzten während der Aufnahmen grundlegende Techniken ein: Sie spielten beispielsweise kurze und lange, hohe und tiefe, leise und laute, angestoßene und zusammengebundene Töne – auf dem Horn, der Trompete, der Klarinette, der Oboe, der Block- und der Querflöte. So entstanden jeweils etwa 20 Videoclips, die veranschaulichen, was an den entscheidenden Stellen im Körper passiert. „Vieles, was die Filme zeigen, ist zudem auf andere Instrumente übertragbar“, erklärt Richter.
Ein großes Potenzial liegt vor allem in der Anwendung im Musikunterricht. Neben Clips zu den sechs Instrumenten vermitteln weitere Filme mit farbigen Computeranimationen anatomische Grundlagen – etwa aus welchen Teilen sich der Kehlkopf zusammensetzt und wo sich das Zwerchfell befindet. Darüber hinaus erklären sie die Verfahren, mit denen die Aufnahmen entstanden. Um richtige oder falsche Spielweisen gehe es allerdings nicht, meint Spahn: „Es gibt verschiedene Schulen und Techniken, und jeder Mensch hat andere körperliche Voraussetzungen. Wir zeigen aber am Beispiel exzellenter Solistinnen und Solisten, wie es gehen kann.“
Quelle: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau