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Verzögerte Rezeptverordnung kann Antibiotikaverbrauch senken

Der Einsatz von Antibiotika könnte deutlich gesenkt werden, wenn Patienten die ärztliche Anweisung erhalten, diese Medikamente nur bei einer tatsächlichen Verschlechterung einzunehmen.

Bei unkomplizierten oberen Atemwegsinfektionen ist der Einsatz von Antibiotika meist unnötig. Trotzdem werden diese Medikamente auch in solchen Fällen oft von Ärzten verschrieben und dann auch von den Patienten eingenommen. Der Einsatz von Antibiotika könnte aber deutlich gesenkt werden, wenn die Patienten vom Arzt die Anweisung erhalten, das Rezept nur bei einer tatsächlichen Verschlechterung ihrer Krankheitsbeschwerden einzulösen, oder wenn sie das Rezept grundsätzlich erst drei Tage nach der Diagnose erhalten. Das berichten Forscher um Pablo Alonso-Coello vom Iberoamerican Cochrane Center in Barcelona, die 398 Patienten in spanischen Allgemeinpraxen untersucht haben, die entweder unter einer akuten Rachenentzündung (Pharyngitis), einer Nasennebenhöhlenentzündung (Rhinosinusitis), einer akuten Bronchitis oder einer Exazerbation einer leichten bis mittelschweren chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) litten (siehe JAMA Internal Medicine 2016, Band 176/1, Seite: 21-29).

Ein Viertel der Studienteilnehmer erhielt von den Ärzten sogleich ein Antibiotika-Rezept. 91 Prozent von diesen nahmen die Antibiotika auch ein, wobei sich ihre Beschwerden dann nach 3,6 Tagen gebessert hatten. In der zweiten Gruppe erhielten die Patienten ebenfalls ein Rezept, sie wurden aber instruiert, es erst einzulösen, wenn sich die Beschwerden nach 5 Tagen (im Fall einer Pharyngitis) oder nach 10 Tagen (bei den anderen Infektionen) nicht gebessert hatten. Daraufhin nahmen nur 32 Prozent der Studienteilnehmer die Antibiotika ein, wobei sich ihre Beschwerden nach durchschnittlich drei Tagen besserten. In der dritten Gruppe erhielten die Patienten zunächst kein Rezept, sie konnten es aber nach drei Tagen in der Praxis abholen. In diesem Fall nahmen 23 Prozent der Studienteilnehmer Antibiotika ein, wobei die Dauer ihrer Beschwerden wie in der zweiten Gruppe im Durchschnitt 3 Tage betrug. In der vierten Gruppe erhielten die Patienten erst ein Rezept, wenn sie sich wegen ihrer Beschwerden erneut beim Arzt vorgestellt hatten. Hier nahmen nur 12,1 Prozent der Patienten Antibiotika ein und ihre Beschwerden dauerten im Durchschnitt 4,7 Tage.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt