Für Patienten mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD ) ist es wichtig, jede Art von Verschlechterung ihrer gesundheitlichen Verfassung (eine so genannte Exazerbation) zu vermeiden. Und wenn sie dennoch eintreten sollte, diese so früh wie möglich und mit den besten, verfügbaren Mitteln ärztlich behandeln zu lassen. Ein durchschnittlicher COPD-Patient erleidet zwei akute Exazerbationen pro Jahr, die mit länger anhaltendem, vermehrtem Husten, starker Schleim- bzw. Sputumbildung und Atemnot verbunden sind. 10 % der Fälle erfordern eine Behandlung im Krankenhaus. Meistens dauern Exazerbationen rund 7 Tage, es kann aber Monate brauchen, bis der Patient seinen Normalzustand wieder erreicht hat. Dabei sind akute Verschlechterungsschübe bei COPD nicht nur mit einer beschleunigten Abnahme der Lungenfunktion verbunden, sondern auch mit einem erhöhten Sterberisiko, wie Forscher aus Spanien jetzt berichten. Das Forscherteam um Dr. Juanjo Soler-Cataluna vom „Hospital General de Requena“ im spanischen Valencia hat seine aktuellen Untersuchungsergebnisse im Fachjournal Thorax veröffentlicht.
Gemeinsam mit seinen Kollegen untersuchte Soler-Cataluna den Einfluss von COPD-Verschlechterungsschüben auf die Sterblichkeitsrate von 304 Männern über eine Dauer von 5 Jahren. In diesem Untersuchungszeitraum verschlechterte sich die gesundheitliche Verfassung bei 34,5 % der Studienteilnehmer 2 Mal oder weniger häufig, bei 11,8 % traten drei oder mehr Verschlechterungsschübe auf und bei etwas mehr als der Hälfte (53,6 %) gar keine. Dabei hatten diejenigen Patienten mit häufigeren Exazerbationen ein viermal höheres Sterberisiko gegenüber denjenigen ohne Exazerbationen. Für die Patientengruppe mit 2 oder weniger Verschlechterungsschüben war das Risiko zu sterben doppelt so groß. Im Vergleich zu ambulant therapierten oder gar nicht in Behandlung gewesenen Patienten war das Sterberisiko für Patienten, die sich im Krankenhaus behandeln lassen mussten, dreifach erhöht. Insgesamt zeichnete sich klar ab, dass akute, schwere COPD-Exazerbationen – insbesondere wenn sie mehrfach auftreten – die Prognose stark verschlechtern.
Exazerbationen mit allen Mitteln abwenden
„Die genaueren Gründe, warum Exazerbationen das Sterberisiko so stark erhöhen, kennt man zwar noch nicht genau. Sicherlich spielen dabei aber die bei COPD ablaufenden Entzündungsprozesse und deren Auswirkungen auf Herz und Gefäße eine bedeutende Rolle“, erklärt Soler-Cataluna. „Wenn wir die zu Grunde liegenden Mechanismen durchschauen würden, könnten wir versuchen, ihnen entsprechend entgegenzuwirken. Gegenwärtig müssen wir uns allerdings darauf konzentrieren, einen auftretenden Verschlechterungsschub mit den verfügbaren therapeutischen Mitteln abzumildern und wieder in den Griff zu bekommen.“ Weitere Untersuchungen seien erforderlich um die Ergebnisse der aktuellen Studie in einem größeren Rahmen zu bestätigen und möglichst günstige Behandlungseffekte für das Überleben der Patienten nachzuweisen.
Quelle:
Thorax 2005, Vol. 60, Seite 925-931
Zusammenfassung (abstract):