Bei der Behandlung von Patienten mit Lungenüberblähung (Emphysem) können in die Lunge implantierte Ventile eine mögliche Therapieoption neben Bronchien erweiternden Medikamenten darstellen. Darauf machen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) aufmerksam. Die Ventile blockieren den Einstrom der Einatemluft in den erkrankten Lungenabschnitt und verbessern dadurch die Belüftung von weniger geschädigten Bereichen. „Solche Ventile können die Überblähung der Lunge bei Patienten mit schwerer COPD (chronisch obstruktiver Lungenerkrankung) deutlich verringern, so dass sich die Atemmechanik merklich verbessert und die Betroffenen weniger Atembeschwerden haben“, erläutert Dr. Barbara Wagener. Die Chefärztin an der Lungenklinik Ballenstedt im Harz hat kürzlich auf der Herbsttagung der Mitteldeutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (MDGP) in Magdeburg verschiedene Methoden zur Behandlung von Lungenemphysemen vorgestellt. „Es handelt sich um Einweg-Ventile, die relativ schonend (minimal-invasiv) bei einer Bronchoskopie (Lungenspiegelung) am gewünschten Zielort eingesetzt werden, wo sie sich selbstständig über eine ausklappbare Halterung in der Bronchialwand verankern und dann den betreffenden Bronchialast perfekt abdichten. Da sie das Einatmen blockieren, andererseits den Austritt von Ausatemluft und Schleim aber erlauben, nimmt die Überblähung im betreffenden Bereich der Lunge bereits nach drei Monaten deutlich ab. Aufgrund der Ventilblockade wird der Luftstrom beim Einatmen in die weniger geschädigten Lungenabschnitte geleitet, so dass diese vermehrt belüftet werden, was den Gasaustausch und die Sauerstoffversorgung der Patienten erheblich verbessert. Ihre Atemnot wird geringer, das steigert ihre Lebensqualität und kann auch ihre Lebensdauer verlängern.“
Geeignet für Emphyseme im OperlappenDie größten Therapieeffekte mit mechanischen Verfahren, zu denen auch die operative Reduktion des Lungenvolumens gehört, erreicht man grundsätzlich bei Patienten, deren Emphysem vorrangig die Oberlappen oder die Unterlappenspitzen der Lunge betrifft. „Ein Grund dafür ist unter anderem die spezielle Anatomie der beiden Lungenflügel, die sich in Ober-, Mittel- und Unterlappen gliedern und von unterschiedlich verlaufenden Bronchialästen versorgt werden“, erklärt Wagener. „Um das Lungenvolumen bei Patienten mit schwerer Überblähung und stark eingeschränkter Beweglichkeit des Zwerchfells zu verringern, kann der erkrankte Lungenbereich, z.B. eine große Lungenemphysemblase, auch chirurgisch entfernt werden. So lässt sich auch operativ eine verbesserte Lungenfunktion mit größerer körperlicher Belastbarkeit, weniger Atembeschwerden und damit mehr Lebensqualität erreichen. Demgegenüber stellt die Lungentransplantation eine Methode dar, die nur für eine kleine Gruppe von jüngeren Patienten mit schwer eingeschränkter Lungenfunktion (weniger als 20 Prozent vom Sollwert) geeignet ist. Letztendlich bedeuten aber alle chirurgischen Eingriffe eine recht hohe Belastung für die Patienten und sind mit bestimmten Risiken verbunden. Hier bieten die minimal-invasiv eingesetzten Lungenventile, die sich übrigens auch wieder entfernen lassen, eine gute, effektive und viel schonendere Alternative“, betont Wagener. „Leider gibt es bisher nur in wenigen pneumologischen Zentren bereits Erfahrungen mit dieser Methode.“