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Unbehandeltes Schlafapnoe-Syndrom kann Defizite in der Gehirnleistung verursachen

Wer sich trotz einer chronisch obstruktiven Schlafapnoe nicht fachärztlich behandeln lässt, riskiert Verluste seiner grauen Hirnsubstanz. Das kann zu Störungen der Gedächtnis- und Verstandesleistung, aber auch der Atemkontrolle und anderer Funktionen des autonomen Nervensystems führen, warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne.

 

Ohne angemessene Therapie riskieren Patienten mit schwerer obstruktiver Schlafapnoe aufgrund der krankheitsbedingt wiederholt auftretenden Atemaussetzer während ihres Nachtschlafs einen Verlust der grauen Hirnsubstanz in verschiedenen Bereichen ihres Gehirns. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne. „Ein solcher Rückgang der grauen Hirnsubstanz wurde in mehreren Kernen des Gehirns – d.h. Schaltzentralen - insbesondere im Groß- und Kleinhirn festgestellt und kann zu Gedächtnisstörungen und eingeschränkten Verstandesleistungen, aber auch zu Störungen der Atemkontrolle und anderer Funktionen des Autonomen Nervensystems führen“, erläutert Prof. Helmut Teschler, Lungenfacharzt und Ärztlicher Direktor der Ruhrlandklinik GmbH am Universitätsklinikum Essen. Das haben koreanische Forscher in einer aktuellen Untersuchung beobachtet, die in der Fachzeitschrift Sleep (2010, Band 33/2, Seite 235-241) veröffentlicht worden ist. Da die Atemwege der Patienten mit Schlafapnoe-Syndrom chronisch verengt sind, ist die Atmung während des nächtlichen Schlafens nicht nur deutlich erschwert, sondern setzt auch mehrfach und längerfristig aus – und zwar laut Definition mindestens 5 mal innerhalb einer Stunde für mehr als 10 Sekunden. Dabei wechseln sich heftiges Luftschnappen oder lautes Schnarchen mit stillen Atempausen ab. Somit wird der Schlaf der Betroffenen oft unterbrochen, ist stark gestört und damit auch nicht mehr hinreichend erholsam.

Spezielle Technik macht sichtbar, was im Kernspin nicht zu erkennen ist

Die in der genannten Studie beobachteten, morphologischen Veränderungen im Gehirn wären mit einer gewöhnlichen Kernspintomographie übrigens nicht entdeckt worden. Vielmehr haben die koreanischen Forscher eine spezielle Technik (namens Voxel-basierte Morphometrie) angewandt, mit der sich auch subtile Veränderungen in der Verteilung von weißer und grauer Hirnsubstanz aufzeigen lassen, selbst wenn sich die betroffenen Kerngebiete äußerlich hinsichtlich ihrer Größe nicht verändert haben. „Überraschenderweise blieb auch das Volumen der betroffenen Hirnregionen trotz des Verlustes an Masse von grauer Hirnsubstanz offensichtlich unverändert“, berichtet Teschler. „Das lässt sich möglicherweise durch eine verstärkte, lokale Durchblutung erklären, mit der Patienten mit chronisch obstruktiver Schlafapnoe versuchen, die wiederholte Minderdurchblutung ihres Gehirns aufgrund der nächtlichen Atemaussetzer wieder auszugleichen. Wobei es ihnen bedauerlicherweise aber offenbar nicht gelingt, eine mangelnde Sauerstoffversorgung der Gehirnzellen und damit deren Untergang zu verhindern.“

Unbedingt fachärztlich behandeln

Das Schlafapnoe-Syndrom, unter dem etwa zwei bis drei Prozent der erwachsenen Deutschen leiden, ist eine ernst zu nehmende Krankheit, die unbedingt fachärztlich behandelt werden sollte. „Um eine nachhaltige Schädigung des Gehirns, aber auch andere schwere Begleiterkrankungen des Herz-Kreislaufsystems zu verhindern, muss eine spezielle Atemtherapie eingeleitet werden“, betont Teschler. „Die effektivste Methode ist dabei eine Atemwegsüberdruckbehandlung, die so genannte CPAP-Therapie (aus dem Englischen: continuous positive airway pressure). Für mindestens 70 Prozent der Patienten kann dadurch die Lebensqualität deutlich verbessert werden: Sie fühlen sich beim morgendlichen Aufwachen frisch und ausgeschlafen und neigen auch tagsüber weniger zu Schläfrigkeit. Bei leichteren Fällen kann manchmal auch schon eine so genannte Schnarchschiene helfen, die nachts im Mund getragen wird, um mittels Vorverlagerung des Unterkiefers und der Zunge die Luftwege offen zu halten.“