In Kliniken, die weniger als 20 Lungenkrebs-Operationen pro Jahr durchführen, ist das Risiko für den betroffenen Patienten, nach der OP zu sterben, um etwa ein Drittel höher als in Kliniken, die mehr Erfahrung mit Lungenkrebs-Operationen haben. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne unter Berufung auf die Ergebnisse einer aktuellen wissenschaftlichen Studie (Quelle: Thorax 2007; 62: 991-7.) hin. „In dieser Untersuchung wurde nachgewiesen, dass die Sterbehäufigkeit nach der OP direkt mit der Erfahrung des Operateurs zusammenhängt – das heißt die Patienten sterben innerhalb von 30 Tagen nach der Operation umso häufiger, je weniger Erfahrung der operierende Arzt aufweisen kann“, berichtet Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenklinik Kloster Grafschaft im sauerländischen Schmallenberg. Demgegenüber fällt in speziellen thoraxchirurgischen Zentren mit mehr als 100 Lungenkrebsoperationen pro Jahr die Sterbehäufigkeit nach der OP besonders niedrig aus – und das obwohl sie als große Krankenhäuser häufiger auch die komplizierteren Fälle (Patienten mit mehreren Begleiterkrankungen zugleich) zugewiesen bekommen.
Jeder dritte Todesfall nach einer Lungenkrebs-OP wäre vermeidbar„Diese Zahlen sind dramatisch, denn sie bedeuten, dass jeder dritte postoperative Todesfall vermeidbar wäre, wenn die Patienten in einer Klinik operiert worden wären, die mehr Erfahrung aufweisen kann“, erläutert Köhler. „Leider können nur etwa 20 Prozent der Patienten, bei denen Lungenkrebs festgestellt wird, überhaupt operiert werden. Das heißt: Selbst wenn eine Klinik immerhin 100 Lungenkrebspatienten pro Jahr zu behandeln hat, kann sie lediglich 20 dieser Patienten für eine OP in die chirurgische Abteilung überweisen. Mit einer solch geringen Anzahl Operationen ist allerdings keine gute Versorgung gewährleistet, wie wissenschaftliche Studien belegen. So werden in Deutschland einer Krankenkassenumfrage zufolge etwa 40 Prozent der Patienten nicht an Zentren operiert, die über eine größere Erfahrung verfügen würden. Insgesamt muss die derzeitige Versorgung von Lungenkrebspatienten in Deutschland als ungenügend eingestuft werden.“
Kooperation mit Thoraxchirurgen soll Versorgung verbessernEine engere Kooperation zwischen der Thoraxchirurgie, anderen zuweisenden Kliniken und den Lungenfachkliniken, sollte nach Ansicht der Lungenärzte dazu beitragen, mehr Lungenkrebs-Operationen in speziellen Zentren bündeln und dadurch bessere Operationsergebnisse erzielen zu können. Daher erarbeitet eine pneumologisch-onkologische Arbeitsgruppe der DGP gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie derzeit ein Strukturpapier als Basis für die Errichtung von Lungenkrebszentren nach den Anforderungen der Deutschen Krebsgesellschaft. „Auf diesem kooperativen Weg wollen wir die Versorgung von Lungenkrebspatienten in Deutschland langfristig verbessern“, betont Köhler.