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Über den Einfluss des Klimawandels auf Lungenerkrankungen

Extremere Hitzewellen, längere Dürreepisoden im urbanen Raum kombiniert mit Abgasen aus Industrie, Landwirtschaft und Verkehr stellen insbesondere für chronisch Lungenkranke eine Belastung dar. Darauf verweist Prof. Christan Witt von der Berliner Charité anlässlich des diesjährigen Deutschen Lungentags.

Lungenkranke Patienten sind besonders anfällig für direkte und indirekte Effekte des Klimawandels. Extreme Hitzewellen, längere Dürreepisoden im urbanen Raum kombiniert mit Luftbelastung durch Abgase aus Industrie, Landwirtschaft und Verkehr zählen zu den Auswirkungen des Klimawandels mit direkten gesundheitlichen Effekten. Dabei entfalten die schädigenden Einflüsse ihre Wirkung an der Lunge und erhöhen vornehmlich die klinische und funktionelle Verschlechterung vorbestehender kardiorespiratorischer Krankheiten. Die Lunge kann deshalb als Portalorgan für die Auswirkungen des Klimawandels gesehen werden, stellt Prof. Christan Witt von der Berliner Charité anlässlich des diesjährigen Deutschen Lungentags fest.

Der Klimawandel wird mit der aktuellen Messung von nationalen und internationalen Hitzerekorden spürbar. Für lungenerkrankte Patienten stellen diese Entwicklungen ein Alarmsignal dar, denn es konnte in vielen Studien gezeigt werden, dass sie besonders anfällig für direkte und indirekte Effekte des Klimawandels sind. Zu den Entwicklungen mit direkten gesundheitlichen Effekten zählen zum Beispiel extremere Hitzewellen, längere Dürreepisoden (Trockenheit) im urbanen Raum (urban heat island) kombiniert mit Luftbelastung durch Abgase (Industrie, Landwirtschaft, Verkehr).

Besonders chronisch Kranke spüren die Auswirkungen eines Temperaturanstiegs. Ein Temperaturanstieg um ca. 10 Grad erhöht die Krankenhauseinweisungen um ca. 5%. Der Effekt ist in kälteren Gegenden stärker als in ohnehin warmen Regionen, wie z. B. Texas. Das spreche für unterschiedliche Anpassungsfähigkeiten (Adaptationen) an die sich verändernden Umwelten. Kritisch sei im Kontext des Klimawandels die zunehmende Urbanisierung und der demographische Wandel zu sehen, da in Stadtgebieten die Belastung durch beides - die Erwärmung (urban heat island) und die lokale Luftbelastung an den Hauptstraßen (ca. 370.000 Betroffene in Deutschland) - höher ist. In Berlin sind die Temperaturen in der Stadtmitte bis zu 8 ° C höher, als im Umland.

Forscher um Prof. Witt untersuchen an der Charité die Wirkung von hochmodern-klimatisierten Krankenzimmern auf die Genesung der hospitalisierten Patienten in Wärmephasen. Erste Ergebnisse sprechen für eine schnellere Mobilisierung der Patienten in den klimatisierten Krankenzimmern. In der Zukunft ist mehr Forschung nötig, um die vulnerablen Gruppen zu identifizieren und Optionen für Adaptationsstrategien (z. B. Klimazimmer in der Charité) zu entwickeln. Das gilt auch für eine mögliche klimaadaptierte Arzneimitteltherapie.

Der Deutsche Lungentag ist eine gemeinsame Initiative verschiedener pneumologischer Fachgesellschaften und Patientenorganisationen. Ziele der Kooperationspartner sind die öffentliche Darstellung des Fachgebietes „Atemwegs- und Lungenkrankheiten“, die Förderung der Selbsterkennung von Symptomen von Atemwegs- und Lungenerkrankungen durch Betroffene sowie die Stärkung von Forschung und Lehre im Fachgebiet “Pneumologie”. Mit einer jährlichen Zentralveranstaltung und vielen regionalen Informationsveranstaltungen wollen die Initiatoren die Öffentlichkeit für die gesundheitlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen von Atemwegs- und Lungenkrankheiten sensibilisieren und Möglichkeiten von Vorbeugung, Diagnose und Therapie auf aktuellem wissenschaftlichen Stand aufzeigen.

Quelle: Deutsche Atemwegsliga e.V.