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Tuberkulose bleibt ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsproblem

Die Tuberkulose-Fallzahlen in Deutschland bleiben erhöht: Nach einem deutlichen Anstieg im Jahr 2015 blieb ihre Zahl im Jahr 2016 fast unverändert. Das geht aus dem jüngsten Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor.

Mit 5915 gemeldeten Tuberkulose-Fällen blieb die Zahl der Tb-Erkrankungen im Jahr 2016 annähernd auf dem Niveau des Vorjahres, in dem die Fallzahlen deutlich angestiegen waren. Das geht aus dem jüngsten „Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland“ des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor. Rund drei Viertel aller registrierten Tb-Patienten waren im Ausland geboren, am häufigsten in Somalia, Eritrea, Afghanistan, Syrien und Rumänien.

So steht im Bericht geschrieben, dass die erhöhte Tb-Fallzahl im Vergleich zu den Jahren vor 2015 sich u.a. durch eine Zunahme an im Ausland geborener Fälle erkläre, die durch passive Fallfindung diagnostiziert wurden. Diese Entwicklung sei nicht überraschend, da das Erkrankungsrisiko für Tb noch Jahre nach der Einreise erhöht sei, und mache deutlich, wie wichtig es ist, die Tb als Differenzialdiagnose zu berücksichtigen.

Demgegenüber war der Anstieg im Jahr 2015 in erster Linie auf die aktive Fallfindung bei der gesetzlich vorgeschriebenen Untersuchung von Asylsuchenden zurückzuführen. Auch 2016 war die auf diese Weise diagnostizierte Tb-Fallzahl bedeutsam, wenn auch geringer als im Vorjahr. Gut ein Viertel der Erkrankungen wurde 2016 aktiv entdeckt (1310 Fälle), 74,3 Prozent davon im Rahmen eines Screenings bei Asylbewerbern und Flüchtlingen. Das RKI hält daher das Screening für ein wichtiges Instrument zur frühzeitigen Erkennung und Behandlung an Tb-erkrankter Personen.

Besonderer Aufmerksamkeit bedürfen auch Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren: Hier sei die Erkrankungszahl im Vergleich zum Vorjahr um fast 19 Prozent gestiegen. Die höchste Inzidenz war dabei bei Kleinkindern unter fünf Jahren zu verzeichnen.

Das Auftreten resistenter – insbesondere auch multi- und extensiv resistenter Tb – stelle weiterhin eine Herausforderung in der Tb-Kontrolle dar. Im Jahr 2016 lag der Anteil an Erkrankungen durch multiresistente Stämme (mindestens gleichzeitige Resistenz gegenüber Isoniazid und Rifampicin) bei 2,7 Prozent und damit nur etwas niedriger als im Jahr 2015 (3,1 Prozent). Dabei war der Anteil in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion am höchsten (15,3 gegenüber 1 Prozent bei in Deutschland geborenen Patienten).

Die steigenden Erkrankungszahlen in der nichtdeutschen Bevölkerung, die Situation bei der resistenten Tb sowie auch der hohe Anteil offener und damit infektiöser Lungentuberkulosen (über 3300 Fälle im Jahr 2016 hierzulande) zeigten eindrücklich, dass diese Krankheit nach wie vor ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsproblem darstellt, das sich vorwiegend in Risikogruppen konzentriert, so ein Fazit des RKI.

Quelle: Ärztezeitung, Online-Ausgabe vom 17.10.2017