Lungenärzte im Netz

Ihre Experten für gesunde Atemwege

Herausgeber:

Tödliche Lungenerkrankungen durch veränderten Erreger in den USA

In Nordamerika sind bisher neun Menschen an einer schweren Lungenerkrankung gestorben, die von einer neuen, veränderten Virenart hervorgerufen wird. Diese Virusvariante gehört zu den so genannten Adenoviren, die eigentlich dafür bekannt sind, dass sie eher banale Erkältungen oder Schnupfen hervorrufen.

Bisher wurden Adenoviren, die dafür bekannt sind, dass sie einen lapidaren Schnupfen oder eine banale Erkältung hervorrufen können, als eher harmlose Erreger angesehen. In den USA kursieren derzeit allerdings bestimmte, veränderte Erreger aus der Gruppe der Adenoviren, die zu schweren Lungenerkrankungen bis hin zum Tod führen können. Das berichtet die Fachzeitschrift Morbidity and Mortality Weekly Report (MMWR 2007, Band 56, Seite 1181-1184 ). Bei der neuen und gefährlichen Virusvariante handelt es sich um einen Adenovirus vom Serotyp 14 (Ad14), der bereits in vier US-Bundesstaaten nachgewiesen wurde. Zum ersten Mal wurde diese Variante im Mai 2006 in New York City bei einem Säugling festgestellt, der 12 Tage nach seiner unkomplizierten Geburt plötzlich gestorben ist. In den Monaten zwischen März und Juni 2006 desselben Jahres traten dann nachweislich 140 weitere solche Erkrankungen in den Staaten Oregon, Washington und Texas auf. Dabei mussten 53 der Patienten wegen einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus behandelt werden, darunter 24 Patienten auf der Intensivstation. Bisher sind neun Patienten an einer Infektion mit dem Adenovirus Ad14 gestorben. Zwar können Adenoviren gelegentlich auch Lungenentzündungen verursachen, diese haben bisher aber nur selten eine Einlieferung ins Krankenhaus erforderlich gemacht und verliefen so gut wie nie tödlich. Die jetzt beobachteten Krankheitsfälle traten auffälligerweise häufig bei gesunden, jungen Menschen auf, zum Beispiel bei Soldaten.

Eine genetische Analyse des Erbguts der Viren, die von den Centers of Disease Control and Prevention (CDC) in Auftrag gegeben wurde, konnte in allen Fällen die gleichen Abweichungen von einem Referenzvirus nachweisen, das erstmals 1955 entdeckt wurde. Die Forscher vermuten deshalb, dass das Adenovirus auf Grund von Genveränderungen (Mutationen) gefährlicher geworden ist und Menschen ernsthaft und lebensbedrohlich krank machen kann. Da nur wenige Laboratorien überhaupt auf Adenoviren testen, dürfte vorerst unklar bleiben, wie stark das Virus in den USA bereits verbreitet ist. US-Ärzte mit Kenntnis von Verdachtsfällen wurden bereits aufgefordert, Proben ihrer Patienten an Speziallabors einzuschicken. Mögliche Risikofaktoren und die Ausbreitungswege der neuen Virusvariante wollen Wissenschaftler am CDC nun in weiteren Studien genauer untersuchen.