Die auch als Raucherlunge bezeichnete fortschreitende Verengung der Atemwege – im Englischen: chronic obstructive pulmonary disease (COPD) - befällt im Alter knapp die Hälfte aller Rauchenden. Obwohl Krankheitsbild und Schweregrad stark variieren, behandeln die Ärzte bisher alle Patienten relativ gleichartig. Nun haben Forscher um Prof. Dr. Milo Puhan von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore (USA) in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Spanien und den Niederlanden einen neuartigen Risikoindex für COPD-Patienten entwickelt. Wie sie in The Lancet (2009, Band 374, Seite 704-711) berichten, können Ärzte mithilfe dieses Indexes den Schweregrad der Krankheit sowie das Risiko, an ihr zu sterben, besser weil objektiver beurteilen. „Dies bildet die lang ersehnte Grundlage für eine an das individuelle Risiko angepasste Behandlung, wie dies zum Beispiel die Kardiologen für Herz-Kreislauf-Patienten kennen“, meint Puhan.
COPD zählt weltweit zu den fünf wichtigsten Todesursachen. Im Verlauf der Erkrankung, die vorrangig durch Rauchen verursacht wird, kommt es zu einer chronischen Entzündung mit zunehmender Zerstörung der Lunge, Atemnot und Muskelschwäche, was für die Patienten eine massive Einschränkung im Alltagsleben bedeutet. „Bisher werden alle Patienten ungefähr gleich - und deshalb oft inadäquat - behandelt, auch weil die alleinige, heute übliche Messung der Leistungsfähigkeit der Lungen eigentlich nicht dazu geeignet ist, den Verlauf der Krankheit abzuschätzen“, erläutert Puhan. Demgegenüber berücksichtigt der neu entwickelte, so genannte ADO-Index (für Age, Dyspnoea, Obstruction) neben der Leistungsfähigkeit der Lungen auch, wie alt die Patienten sind und wie stark sie an Atemnot leiden. Er sagt voraus, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Patienten in den nächsten drei Jahren sterben. So ist ein einfacher Risikoindex entstanden, den auch Hausärzte - die einen Großteil der COPD-Patienten betreuen - ermitteln können. „Dieser praktikable Index zeigt das Sterberisiko jedes einzelnen Patienten auf und hilft somit, die Patienten zu identifizieren, die von einer umfassenderen Behandlung profitieren könnten“, erklärt Puhan.
Neben Rauchstopp und inhalierbaren Medikamenten sind bei der Therapie der COPD auch nicht-medikamentöse Behandlungsstrategien wie etwa die Lungenrehabilitation wirksam. In einer soeben angelaufenen klinischen Studie mit Hausärzten in den Niederlanden und in der Schweiz (siehe www.icecolderic.com) untersucht Puhan nun, wie diese Therapieformen individuell angepasst werden müssen, um den Verlauf der Krankheit möglichst günstig zu beeinflussen.