Rund 300.000 Menschen in Deutschland leiden nach Schätzungen unter dem Phänomen der „Vocal Cord Dysfunction“ (VCD). Bei den Betroffenen schnürt sich plötzlich der Hals zu, sie bekommen nur noch schwer Luft. Dem liegt ein krampfhafter Verschluss der Stimmlippen zu Grunde, der aber nur wenige Sekunden oder höchstens zwei bis drei Minuten anhält. Auch etwa 5 Prozent der Asthmatiker kennen solche Anfälle, die dann häufig für einen Asthmaanfall gehalten werden, der aber keiner ist. Da die gegen Asthma eingesetzten Notfall-Sprays nicht helfen, erleiden die Betroffenen Todesängste. Ein tödlicher Verlauf der Störung ist allerdings nach Angaben Deutschen Medizinischen Wochenschrift bisher nicht bekannt. Nach einem VCD-Anfall öffnen sich die Stimmlippen von selbst und die Patienten können wieder normal atmen.
„Bei einer ärztlichen Untersuchung lässt sich ein solcher Anfall bei den Betroffenen zum Beispiel durch Berühren der Rachenschleimhaut oder durch Besprühen mit einem betäubenden Mittel auch auslösen - natürlich nur nach Ankündigung und um den Patienten zu beweisen, dass solch ein VCD-Anfall harmlos ist“, erläutert Professor Markus Hess vom Universitätskrankenhaus Eppendorf in Hamburg. Die Ursache von VCD ist allerdings noch unklar. Wahrscheinlich kommen viele Faktoren zusammen, wobei ein möglicher Auslöser auch Sodbrennen sein könne. „Ein Tröpfchen Magensäure könnte schon ausreichen, um den Kehlkopf zu irritieren“, erklärt Hess. In solchen Fällen können Medikamente gegen Sodbrennen helfen. Andererseits liegt nach Ansicht von Experten das vorrangige Problem im Unwissen der meisten von VCD Betroffenen begründet: Viele Patienten lassen sich immer mehr und immer stärkere Asthma-Medikamente verschreiben, die allerdings auch Nebenwirkungen haben. Demgegenüber bestehe das wirksamste Mittel darin, den Betroffenen klar zu machen, dass ihr Leben nicht gefährdet ist. Auch Atemübungen oder eine logopädische Beratung können hilfreich sein, um die Anfälle ohne Todesängste zu überstehen.
Quelle: Deutsche Medizinische Wochenschrift (2007), Band 132 (10), Seite 484.
Zusammenfassung (abstract)