Viele Menschen mögen glauben, Tuberkulose könne sie nicht treffen. Diese Fehleinschätzung müsste allerdings dringend korrigiert werden. Darauf haben Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), des Gesundheitsministeriums und eine ehemalige TB-Patientin auf einer Pressekonferenz hingewiesen, die am 24.9. in Berlin vom europäischen Regionalbüro der WHO zur Ankündigung eines größeren Ministerforums zum Thema Tuberkulose veranstaltet wurde. Dort berichtete die ehemalige TB-Patientin Andrea Virnich von ihrer Leidensgeschichte: Sie war 30 Jahre alt, als die Tuberkulose bei ihr ausbrach. Drei Jahre lang war sie ununterbrochen krank. Verschiedene Diagnosen wurden gestellt, doch keine der Behandlungen schlug an. Erst Jahre später erkannte ein Arzt, dass sie an TB litt. „Die Krankheit Tuberkulose war meinen Ärzten schlichtweg nicht präsent. Für sie war es unvorstellbar, dass eine junge deutsche Frau wie ich an TB erkranken würde.“ TB ist eine weltweit ernstzunehmende Gefahr - Andrea Virnichs Geschichte zeigt, dass Europa und Deutschland hierbei keine Ausnahme bilden. Um die weitere Ausbreitung der TB zu stoppen, sind deshalb größere Anstrengungen und zusätzliche finanzielle Mittel nötig.
„TB stellt Europa vor eine enorme Herausforderung - nicht nur wegen der beachtlichen Zahl neuer TB-Erkrankungen innerhalb der so genannten WHO-Euro-Region, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass Europa die höchste Rate an multi- und extrem resistenten Tuberkuloseformen (multidrug-resistant TB = MDR-TB bzw. extensively drug-resistant TB = XDR-TB) aufweist“, erklärt Dr. Richard Zaleskis, WHO-Euro-Regionalberater für TB. „Das ist deshalb problematisch, weil diese Formen von TB nur schwer therapierbar sind.“ Die Tuberkulose ist also bei Weitem noch nicht besiegt. Dies werde nur gelingen, wenn der TB-Kontrolle ein höherer gesundheitspolitischer Stellenwert eingeräumt und hierfür auch ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Um hierfür zu werben, hat das europäische Regionalbüro der WHO ein Ministerforum mit dem Titel „All Against Tuberculosis“ vorbereitet, das am 22. Oktober 2007 in Berlin von der Bundesregierung ausgerichtet werden soll. Die wichtigsten, an die Mitgliedstaaten gerichteten Anliegen des Ministerforums sind dabei:
- Verfolgung der Ziele der WHO „Stop TB“-Strategie und Stärkung der Tuberkulosekontrolle in den jeweiligen Gesundheitssystemen
- Verpflichtung zu einer angemessenen Finanzierung der Tuberkuloseprävention und Tuberkulosekontrolle
- Verabschiedung einer europäischen regionalen Deklaration zu Tuberkulose
- Unterstützung der europäischen „Stop TB“- Partnerschaft
Mehr Informationen: www.euro.who.int/tuberculosis