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Tägliches Marihuana-Rauchen schadet dem Gehirn

Wer über Jahre hinweg mehrere Cannabis-Joints pro Tag raucht, muss damit rechnen, dass sein Gehirn in bestimmten Arealen schrumpft, die insbesondere für das Gedächtnis und Emotionen zuständig sind. Das haben australische Forscher in einer Langzeitstudie mit starken Kiffern aufgezeigt.

Marihuana ist die in den Industrienationen am meisten konsumierte illegale Droge. Dennoch gibt es bisher nur wenige Studiendaten über die Langzeiteffekte dieser Droge auf das Gehirn. Australische Forscher haben nun untersucht, welchen Einfluss der Konsum von mehr als 5 Joints pro Tag über einen Zeitraum von 10 Jahren auf zwei Gehirnregionen hat, die besonders reich mit den so genannten Cannabinoid-Rezeptoren ausgestattet sind. An der Studie, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift Archives of General Psychiatry (2008, Band 65/6, Seite 619) veröffentlicht wurden, haben 15 Männer im Alter von durchschnittlich 40 Jahren teilgenommen, die seit rund 20 Jahren Cannabis rauchen, aber keine weiteren Drogen konsumieren. Voraussetzung war, dass sie auch in der Vergangenheit keinen polytoxischen Drogenmissbrauch getrieben hatten und keinerlei neurologischen Störungen aufwiesen. Die Kontrollgruppe setzte sich aus 16 männlichen Drogenabstinenzlern im Alter von durchschnittlich 36 Jahren zusammen.

Regelmäßige durchgeführte Messungen in einem leistungsstarken Kernspintomografen (Magnet-Resonanz-Tomografie) zeigten die folgenden Effekte eines täglichem, starken Cannabis-Konsums (von mehr als fünf Joints pro Tag) auf: Beide untersuchten Areale – also sowohl der für Emotionen und das Gedächtnis wichtige Hippocampus als auch der Mandelkern (Corpora amygdala), der Angstreaktionen und Aggressionen steuert - waren bei den Konsumenten geschrumpft. So war nach dem Beobachtungszeitraum von 10 Jahren das Volumen des Hippocampus um durchschnittlich zwölf Prozent kleiner als bei der Kontrollgruppe und der Mandelkern um sieben Prozent. Dieser Effekt war direkt von der über die Jahre akkumulierten Cannabis-Dosis abhängig: Je mehr Cannabis konsumiert worden war, umso stärker waren die betreffenden Areale geschrumpft. Außerdem schnitten die Cannabis-Konsumenten bei einem Gedächtnistest (verbales Lernen) deutlich schlechter ab als die Nicht-Kiffer in der Kontrollgruppe. Ob sich diese Beeinträchtigung ebenfalls morphologisch im Gehirn niedergeschlagen hatte, ließ sich im Rahmen dieser Untersuchung nicht erkennen. „Unsere Ergebnisse stellen die weit verbreitete Ansicht in Frage, dass chronischer Cannabis-Konsum keine langfristigen Folgen für das Gehirn habe“, schreiben die Autoren um Murat Yücel von der University of Melbourne in ihrer Studie. „Denn sie zeigen, dass sich Cannabis, wenn es täglich in größeren Mengen und über eine längere Zeitperiode hinweg konsumiert wird, schädlich auf das Hirngewebe und die mentale Gesundheit auswirkt. Ähnliche Veränderungen im Hippokampus und im Mandelkern, wie wir sie festgestellt haben, kannte man bereits aus Tierversuchen. Worauf die Schrumpfung im Einzelnen zurückzuführen ist – z.B. auf einen Verlust von Synapsen oder von Gliazellen - , lässt sich im Kernspin allerdings nicht erkennen. Dazu sind andere Untersuchungsmethoden erforderlich.“