Die Bedeutung der Grippe-Impfung haben mittlerweile fast alle großen Unternehmen in Deutschland erkannt. Nach einer aktuellen Studie bieten 98,8 Prozent der 500 größten deutschen Arbeitgeber ihren Mitarbeitern kostenlose Grippe-Schutzimpfungen an. Gegenüber dem vergangenen Jahr, wo dieser Wert schon bei 85,5 Prozent lag, ist dies eine nochmalige Steigerung um 15 Prozent. Die Studie wurde vom Europressedienst in Bonn in Zusammenarbeit mit der European Business School durchgeführt. „Die Ergebnisse zeigen, dass der Grippeschutz nicht nur in den Arztpraxen sondern nun auch in den Unternehmen eine wichtige Rolle spielt“, erklärt Dr. Michael Barczok, niedergelassener Lungenfacharzt in Ulm und Mitglied im Vorstand des Bundesverbandes der Pneumologen. „Mit Ausnahme des vergangenen Winters hatten wir in den letzten Jahren starke Grippewellen mit überdurchschnittlich vielen Krankschreibungen, Klinikeinweisungen und Todesfällen aufgrund einer Influenza. Durch die Grippe-Impfung lassen sich für die Firmen Fehlzeiten verringern und damit Kosten einsparen. Auch die Berichterstattung über die Ausbreitung der Vogelgrippe und die mögliche Entstehung eines Pandemie-Virus hat vermutlich dazu beigetragen, dass es nun auch in den Betrieben ein dieses Impfangebot gibt.“ Nach Angaben des Europressedienstes haben allein die Unternehmen der Finanzbranche Nachholbedarf. Hier bieten nur 75 Prozent die Grippe-Impfung an. Die betriebsärztlichen Dienste von allen anderen Branchen haben sie standardmäßig in ihrem Programm.
Jetzt Impftermin vereinbaren
Wer sich bei seinem Hausarzt in den nächsten Tagen gegen Grippe impfen lassen möchte, sollte berücksichtigen, dass die ersten Dosen Grippe-Impfstoff für die Saison 2006/2007 erst jetzt an die Arztpraxen ausgeliefert werden. „Alle, die sich vor einer Grippe schützen wollen, sollten einen Impftermin mit ihrem Arzt vereinbaren, wenn er noch keinen Impfstoff hat“, empfiehlt Prof. Dr. Peter Wutzler vom Institut für Virologie und Antivirale Therapie des Universitätsklinikums in Jena und Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten. „Aufgrund von Lieferverzögerungen steht derzeit nur ein Teil der in diesem Jahr verfügbaren Impfstoffdosen zur Verfügung. Die Auslieferung des Grippe-Impfstoffes erfolgt nach und nach und wird bis in den Dezember andauern. Deshalb werden sich viele noch etwas gedulden müssen. Sinnvoll ist aber, seinen Arzt nach der Grippe-Impfung zu fragen, wenn möglich mit ihm einen Impftermin zu verabreden oder zumindest um telefonischen Rückruf bitten, wenn eine neue Lieferung eingetroffen ist.“ In diesem Jahr ist mit der Auslieferung des Impfstoffes nicht wie sonst üblich im September sondern erst im Oktober begonnen worden.
Immunschutz wird rechtzeitig aufgebaut
Grund für die Verzögerungen bei der Impfstoff-Herstellung ist eine zu geringe Produktionsausbeute bei einem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Influenza-Stamm. Nachteile hieraus sind aber nicht zu befürchten. „Eine Impfung im Spätherbst oder Winter reicht in der Regel aus, um rechtzeitig einen Immunschutz aufzubauen“, so Prof. Wutzler. „Bis die Schutzwirkung eintritt, dauert es etwa 1 bis 2 Wochen. Da in den vergangenen Jahren die ersten Grippewellen frühestens im Januar aufgetreten sind, ist auch eine Impfung im Dezember nicht zu spät.“ Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), das für die Freigabe von Impfstoffen in Deutschland zuständig ist, werden in dieser Grippe-Impfsaison insgesamt 22 Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen – genauso viel wie im vergangenen Jahr. „Wir gehen im Moment davon aus, dass dies für alle ausreicht, die einen Grippeschutz wünschen. Es besteht also kein Anlass zur Sorge, am Ende womöglich auf die Impfung verzichten zu müssen“, beruhigt der Virologe.
Große Nachfrage in den Praxen
Bereits im vergangenen Jahr hatte es eine erhöhte Nachfrage für die Grippe-Impfung gegeben. Dies zeichnet sich auch in diesem Jahr ab. „Viele Patienten haben sich für die Impfung bereits angemeldet oder wollen informiert werden, wenn die nächste Impfstofflieferung eingetroffen ist“, sagt Lungenexperte Barczok. „Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass auch in dieser Saison die Impfung gegen die Influenza stark nachgefragt werden wird.“ Ein Grund dafür ist die zunehmende Bedrohung durch die Vogelgrippe. Die Grippe-Impfung schützt zwar nicht vor dem gefährlichen Vogelgrippe-Virus H5N1. Aber ihr Schutz gegen menschliche Influenza-Viren kann verhindern, dass diese Viren und H5N1-Erreger im menschlichen Organismus aufeinander treffen und sich mischen. Das H5N1-Virus, das bislang fast ausnahmslos von infiziertem Geflügel auf Menschen überspringt, könnte dadurch die Fähigkeit erlangen, von Mensch zu Mensch übertragen zu werden. „Dieses Pandemie-Virus hätte das Potenzial, eine weltweite Grippe-Epidemie mit Millionen Toten zu verursachen. Mit einer Grippe-Impfung kann jeder dazu beitragen, die Risiken für die Entstehung eines solchen Super-Virus zu verringern“, erklärt der Lungenfacharzt.
Ausmaß der Grippewelle ungewiss
Dass die Grippewelle auch in dieser Saison - die bis in den März dauert - kommt, ist sicher. Ungewiss ist hingegen, wann und in welchem Ausmaß sie Deutschland erfassen wird. Die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) berichtet, dass es in der Saison 2005/2006 etwa 860.000 zusätzliche Arztbesuche und 5.500 zusätzliche Krankenhausbehandlungen, die durch eine Influenza-Infektion verursacht wurden, gab. „Das war im Vergleich zu anderen Jahren eine relativ milde Grippesaison. Ein Jahr zuvor, im Winter 2004/2005, lag die Zahl der zusätzlichen Arztbesuche und Klinikaufenthalte wegen Grippe fünfmal höher“, warnt Dr. Barczok. „Die Influenza ist keine harmlose Erkältung – sie kann für jeden zu einer ernsten Gefahr werden. Man sollte sich klar machen, dass jedes Jahr durchschnittlich 8.000 Menschen an den Folgen einer Grippe sterben. Und mit nur einem kleinen Piekser können wir uns schützen.“
Auf unserem Patienteninformationsportal www.lungenaerzte-im-netz.de finden Sie weitere Informationen zur Influenza und zur Grippe-Impfung , aktuelle Berichte über den Verlauf der aktuellen Grippesaison erhalten Sie unter www.grippe-info.de.