Treten bei einem Kind pfeifende Atemgeräusche mit Luftnot auf, muss es sich nicht immer um eine asthmatische Erkrankung handeln – stattdessen kann auch eine Fehlfunktion der Stimmbänder (VCD, aus dem Englischen: vocal cord disfunction) vorliegen. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hin. „Ein VCD-Anfall kann leicht mit Asthma verwechselt werden“, erläutert Prof. Dr. med. Helmut Teschler, Chefarzt der Abteilung Pneumologie in der Ruhrlandklinik, dem Westdeutschen Lungenzentrum am Universitätsklinikum Essen. „Denn wie beim Asthmaanfall treten auch bei der VCD während dem Einatmen plötzlich Luftnot und Atemgeräusche – das so genannte Giemen – auf. Allerdings ist die zu Grunde liegende Ursache verschieden: Bei VCD verengen sich die Stimmbänder - und nicht wie bei Asthma die Bronchien. Daher ist das Gefühl der Atemnot auch eher im Halsbereich lokalisiert und nicht - wie beim Asthma - in der Brust. Insofern müssen beide Krankheitsbilder - obwohl sie für den Laien zum Verwechseln ähnlich ausschauen - ganz unterschiedlich behandelt werden.“
Asthmamedikamente helfen nicht bei CVD-AnfallDa die Ursachen von Asthma und VCD so grundverschieden sind, helfen auch keine Asthmamedikamente, wenn es zu den für VCD typischen Stimmbandkrämpfen kommt. „Zwar kann man eine bestehende Stimmbandfehlfunktion mit bestimmten Atemtechniken, Massagen zur Lockerung des Hals- und Schulterbereichs und Entspannungsmethoden behandeln“, erklärt Teschler. „Vor allem aber ist es wichtig, dass der Patient weiß, dass ein VCD-Anfall auch von selbst wieder vorüber geht und nur eine sehr kurze Zeit andauert. Dem Patient muss bewusst werden, dass solche Anfälle nicht lebensgefährlich sind, auch wenn sie durchaus lebensbedrohlich wirken. Wenn er seine Angst überwinden lernt, kann er sich bei einem Anfall besser auf die erlernten Therapieanweisungen konzentrieren - dann lässt sich viel besser mit der Erkrankung zu Recht kommen.“ Die Auslöser für eine VCD sind vielfältig und reichen von allgemeinen Schluckstörungen über das nächtliche Verschlucken von saurem Mageninhalt auf Grund einer Reflux-Störung, bis hin zu chronischen Entzündungen der Stirn- oder Nasennebenhöhlen. Aber auch Stress, neurologische Ursachen oder Allergene können als Auslöser in Frage kommen.
CD nahezu so verbreitet wie AsthmaSowohl Asthma als auch VCD können grundsätzlich in jedem Alter auftreten, sind aber insbesondere bei Kindern häufig. „Vor allem in den USA, aber auch hierzulande sehen die Notambulanzen immer mehr Kinder mit dieser Art von Atemwegsbeschwerden“, betont Teschler. „Deshalb ist es wichtig, dass Eltern und Ärzte den Unterschied zwischen Asthma und VCD kennen, um Fehldiagnosen und damit auch Fehlbehandlungen der Kinder zu vermeiden.“ Wegen der Ähnlichkeit mit asthmatischen Erkrankungen haben Lungenfachärzte die meisten Kenntnisse über VCD. Deshalb sollte bei Verdacht auf VCD der Weg zu einem Pneumologen einschlagen werden. Aufschluss über die richtige Diagnose gibt eine so genannte laryngoskopische Untersuchung der Stimmbänder und – um Asthma auszuschließen - eine einfache Lungenfunktionsprüfung (auch Spirometrie genannt), die kurz und schmerzlos beim Lungenfacharzt durchgeführt werden kann. Es gibt auch die Möglichkeit der so genannten Endospirometrie, bei der Laryngoskopie und Lungenfunktionsmessung gleichzeitig durchgeführt werden. Idealerweise wird ein Anfall provoziert und dabei auf Video aufgezeichnet, um auch später noch nachvollziehen zu können, ob, wie und in welchem Stadium die Stimmbänder sich verkrampft haben.