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Singender Lungenarzt verbessert Arztkenntnisse über Asthma-Notfallmanagement erheblich

Ein Lungenfacharzt in Großbritannien hat mit einem Asthma-Leitlinien-Musikclip, in dem er selbst singt und musiziert und seinen Zuhörern den Inhalt der Leitlinien Strophe für Strophe vermittelt, eine dramatische Verbesserung der Kenntnisse seiner Arztkollegen bezüglich Asthma-Notfall-Management erreicht.

In England gibt es einen Lungenfacharzt namens Dr. Tapas Mukherjee, der während seiner Tätigkeit am Glenfield Hospital in Leicester feststellen musste, dass weniger als die Hälfte (nur 45 %) seiner Kollegen die aktuell empfohlenen Leitlinien zur Behandlung eines akuten Asthmaanfalls anwenden. Nur 62 % der Ärzteschaft in diesem Krankenhaus war überhaupt bewusst, dass neue Asthma-Leitlinien existierten. Das ging aus einer Befragung der Ärzte im April 2012 hervor. Da entschloss sich der Lungenfacharzt zur einer ungewöhnlichen Fortbildungsmethode: Er transformierte die Asthma-Leitlinien in einen griffigen Lied- bzw. Schlagertext zur Melodie des wohlbekannten „Breakfast at Tiffany’s“ (der - von diesem Hit abgesehen ansonsten weitgehend unbekannten - US-Band „Deep Blue Something“ aus dem Jahr 1995) und nahm ein Musik-Video auf, das er im Internet auf U-Tube postete (siehe Video auf youtube).

In diesem low- bzw. no-budget-Video schreitet Dr. Tapas Mukherjee singend und Gitarre klimpernd als moderner Barde in Jeans durch Englands Wiesen und Felder und vermittelt dabei die griffig transkribierten Asthma-Leitlinien Strophe für Strophe mit melodisch-sanfter Stimme. Auch die Dramaturgie stimmt: Bei jedem Refrain vollzieht der Lungenfacharzt routiniert wie ein Popstar Luftsprünge, Kniefälle und andere temperamentvolle Posen, lächelt und strahlt in die Kamera und macht einen wirklich sympathischen, sehr engagierten und hilfsbereiten Eindruck. Zwischendurch werden nachgestellte Szenen mit einer Asthma-Patientin im Krankenhaus eingeblendet, die zunächst falsch und dann leitliniengetreu - und damit erfolgreich - behandelt wird.

Der pädagogische Effekt dieser Inszenierung und die Popularität, die das Video seither bekommen hat, sind durchaus beeindruckend: Über Nacht wurde es weit über Leicester hinaus bekannt, da Mukherjee‘s Kollegen das Video in Windeseile über die sozialen Medien Facebook, Twitter und diverse Chatrooms verbreiteten. So wurde der Asthma-Leitlinien-Musikclip des Lungenfacharztes unter dem Titel „Breakfast at Glenfield“ mittlerweile bereits über 48.000 mal auf U-Tube aufgerufen.

Im Juni 2012 führte Mukherjee nochmals eine Befragung der Krankenhausärzte des Glenfield Hospitals durch. Die Ergebnisse im Vergleich zur Befragung im April 2012 präsentierte er kürzlich auf dem Jahreskongress der European Respiratory Society (ERS) in Barcelona (siehe ERS 2013; Abstract 3503):

  • Dank des Videos wissen jetzt alle seiner Kollegen (100 %) über die Asthma-Leitlinien Bescheid.
  • Der leitlinienkonforme Einsatz von Röntgen stieg von 26 auf 71 %.
  • Die mit den Leitlinien übereinstimmende Verabreichung von Steroiden stieg von 69 auf 91 %.
  • Ein wie in den Leitlinien empfohlenes, sicherheitsbewusstes Absetzen der Medikamente stieg von 45 auf 71 %.
  • Der leitliniengerechte Gebrauch von Inhalatoren stieg von 28 auf 62 %.
  • Das Erreichen des in den Leitlinien als Zielwert angegebenen Sauerstoffsättigungsgrads stieg von 57 auf 91 %.

Nach Angaben von Mukherjee haben sich seine ärztlichen Kollegen im Hinblick auf ein leitliniengetreues Asthma-Notfall-Management in allen Kategorien, die abgefragt wurden, nach dem Online-Stellen des Musik-Videos erheblich verbessert. Seiner Ansicht nach, zeigt die Studie deutlich, dass soziale Medien dazu beitragen können, bislang gewohnte Praktiken im Krankenhaus zu verändern und in weitaus bessere Übereinstimmung mit den empfohlenen Leitlinien zu bringen. Dazu benötige man keine Geldressourcen, sondern nur genügend Vorstellungskraft.