Weil eine gute Idee allein meist nicht ausreicht, um erfolgreich am Markt zu bestehen, hat der Hochschulgründerverbund Ruhr im vergangenen Jahr den Businessplan-Wettbewerb ruhr@ 2008 ins Leben gerufen. Wissenschaftler und Studierende der Ruhr-Universität und der Hochschule Bochum (RUB) sollten dabei ihre Geschäftsideen über vier Monate hinweg ausfeilen, sich von Profis beraten lassen und solide Geschäftspläne für eine Unternehmensgründung aufstellen. Aus zahlreichen Wettbewerbsbeiträgen wurden im Juni dieses Jahres schließlich die drei besten Businesspläne mit insgesamt über 25.000 Euro in der Ruhr-Universität prämiert. Das Preisgeld soll den Gründern von morgen helfen, ihre Ideen zu verwirklichen. venture
Der dritte Preis ging an Kai Piontek, der im zweiten Semester Angewandte Informatik an der RUB studiert, für die Entwicklung eines Informationsnetzwerkes mit Community-Funktionen. Das so genannte Rookai System ermöglicht berechtigten Nutzern unterschiedliche Inhalte wie Text- oder Bilddateien, Musik oder Videos beliebig hinzuzufügen, zu kommentieren oder zu entfernen, da diese mit Hilfe von Plug-Ins und Erweiterungen in einem Netz aus Verzeichnissen zusammengefasst sind.
Den zweiten Preis erhielten Dr. Thomas Grunwald und Prof. Dr. Klaus Überla von der Medizinischen Fakultät der RUB, die gemeinsam das Unternehmen Vakzin-Factory GmbH gegründet haben. Ihre Geschäftsidee basiert auf einem neuen Impfstoff gegen Atemwegsviren, der im Jahr 2006 patentiert wurde und mit dem Grunwald bereits im Erfinderwettbewerb 2006 der RUB erfolgreich war. Mit Hilfe der dabei angewandten Vektor-Technologie lassen sich biotechnologisch veränderte Viren als Impfstoffe einsetzen, wobei dem menschlichen Körper wie bei einer Impfung eine natürliche Vireninfektion vorgegaukelt wird, so dass er Antikörper gegen die vermeintlich eingedrungenen Viren bildet. Die Besonderheit bei der Vektor-Impfung ist dabei, das man das Prinzip der Impfung quasi umdreht: Nach der Impfung mit biotechnologisch veränderten Viren bildet der Geimpfte aktiv diejenigen Virenbestandteile (Proteine), gegen die man eigentlich impfen möchte. Derzeit wird ein neues Produktionssystem für einen solchen Vektor-Impfstoff gegen das Respiratorische Syncytial Virus (RSV) entwickelt. Dieses soll künftig weiteren Forschungseinrichtungen sowie Pharmafirmen zur Verfügung stehen, um Vektor-Impfstoffe herzustellen.
Den ersten Platz im Businessplan-Wettbewerb 2008 belegt die vor kurzem gegründete Protectimmun GmbH aus Bochum, deren Ziel es ist, innovative Arzneimittel auf der Basis von natürlichen Substanzen aus dem Allergie-schützenden Milieu traditioneller Bauernhöfe zu entwickeln, um Kinder vor Heuschnupfen und allergischem Asthma schützen. Das Projekt Protectimmun ist aus einer Forschungskooperation der Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Experimentelle Pneumologie (Prof. Bufe) und dem Forschungszentrum Borstel in Schleswig-Holstein, Strukturbiochemie (Prof. Holst) entstanden. Wie bereits berichtet (siehe www.lungenaerzte-im-netz.de/lin/linaktuell/show.php3) sind Kinder, die sich in ihrem ersten Lebensjahr regelmäßig in Ställen auf Bauernhöfen aufgehalten haben, später nahezu immun gegen Heuschnupfen und allergisches Asthma. Bei der Analyse von Staub und Bakterien aus Kuh- und anderen Tierställen konnten bestimmte Substanzen identifiziert werden, die im Tiermodell tatsächlich einen Schutz vor der Entstehung von allergischem Asthma verleihen. Um diese Substanzen zu einer Allergie-Prophylaxe für den Menschen so weiterzuentwickeln, dass sie den intensiven Stallkontakt im Säuglingsalter simulieren können, wurde die Protectimmun GmbH gegründet. Voraussichtlich in sechs bis acht Jahren soll das erste Medikament reif für den Markt sein. Dann könnten allein in Deutschland jedes Jahr 100.000 Kinder davon profitieren.