Patienten mit schwerem oder schlecht kontrolliertem Asthma bronchiale sollten Lebensmittel, die Glutamat enthalten, unbedingt meiden, da diese lebensbedrohliche Überempfindlichkeitsreaktionen hervorrufen können. Dazu raten die Lungenärzte der Deutschen Lungenstiftung e.V. (DLS) in Hannover anlässlich des Welt-Asthma-Tags am 5. Mai unter Berufung auf eine aktuell veröffentlichte, gesundheitliche Neubewertung der Substanz Natriumglutamat, die von der amerikanischen Gesundheitsbehörde veranlasst wurde. „Schwere und schlecht eingestellte Asthmatiker haben ein erhöhtes Risiko, dass sich ihr Asthma nach dem Genuss glutamathaltiger Speisen verschlechtert“, erläutert Prof. Harald Morr, Vorstandsvorsitzender der DLS und Direktor der Pneumologischen Klinik Waldhof Elgershausen in Greifenstein. „Außerdem sind sie stärker gefährdet als Gesunde, Krankheitsbeschwerden des so genannten Natriumglutamat-Syndrom-Komplexes zu entwickeln. Dazu gehören Hautbrennen und -Jucken, Kopfschmerzen, Übelkeit, Herzrasen, Engegefühl in der Brust, Benommenheit, Abgeschlagenheit, Taubheitsgefühl und Atembeschwerden.“
Auch in natürlichen Produkten wie Sojabohnen enthaltenGlutamat wird als so genannter Geschmacksverstärker in vielen Fertignahrungsmitteln und Würzmitteln zugesetzt, um deren Aromen zu intensivieren. „Glutamat kommt aber auch natürlicherweise in Seegras, Seetang, Sojabohnen und Zuckerrüben vor“, betont Morr. „Daher kann es nach dem Verzehr solcher Produkte – zum Beispiel in einem asiatischen Restaurant - bei einzelnen Personen mitunter zu Überempfindlichkeitsreaktionen kommen. Man spricht auch vom so genannten China-Restaurant-Syndrom, seitdem erstmals 1968 eine Häufung der Fälle nach asiatischen Restaurantbesuchen gbekannt geworden war.“
Funktionen des Stammhirns beeinträchtigtChemisch gesehen ist Glutamat ein Natriumsalz der Glutaminsäure – einer natürlich vorkommenden Aminosäure, die im Gehirn auch als Neurotransmitter wirkt. „Daher kann Glutamat die Funktion unseres Stammhirns stören, das neben elementaren Körperfunktionen auch den Hunger regelt“, erklärt Morr. „So führt Glutamat zu einer Steigerung des Appetits, kann bei empfindlichen Personen aber auch Schweißausbrüche, Magenschmerzen, Bluthochdruck, Herzklopfen und Migräne verursachen. Allergikern drohen durch Glutamat sogar epileptische Anfälle oder auch der Soforttod durch Atemlähmung.“
Angaben der Inhaltsstoffe genauestens studierenDie Lungenärzte der DLS empfehlen Asthmatikern und Allergikern, beim Einkauf von verpackten Lebensmitteln darauf zu achten, dass diese keine Geschmacksverstärker oder die entsprechenden E-Nummer - E 620 und E 625 - enthalten. „Einen entsprechenden Hinweis auf Geschmacksverstärker finden Betroffene auch in Speisekarten, da für Kantinen- und Gaststättenverpflegung ebenfalls eine Kennzeichnungspflicht für Glutamat besteht. Grundsätzlich argwöhnisch sollte man allerdings bei Fertignahrung uneindeutiger Zusammensetzung sein, da auch Zutaten wie zum Beispiel Pizzasoße oder Ketchup möglicherweise Glutamat enthalten können, ohne das explizit anzugeben. Misstrauisch sollte man auch stets werden, wenn unter den aufgeführten Inhaltsstoffen der Begriff „Würze“ steht – sei es in Form von Würzsalz, Würzsoße, Würzstoff, Würzmittel oder Ähnlichem. Solche, nicht weitere spezifizierten Würzgemische können beliebige Substanzen zur Geschmacksverstärkung beinhalten, die nicht extra ausgewiesen werden müssen – wie zum Beispiel Sojasauce und andere glutamathaltige Stoffe. Besondere Vorsicht ist außerdem vor dem Zusatzstoff Guanylat geboten, da dieser sogar noch stärker wirkt als Glutamat, und zwar um eine Zehnerpotenz“, warnt Morr.