Fünf Prozent aller Menschen in Deutschland sind an Asthma erkrankt – etwas mehr Frauen als Männer. Damit zählt diese Erkrankung zu den Volkskrankheiten, ähnlich wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Darauf haben Pneumologinnen und Pneumologen anlässlich des Welt-Asthma-Tags (dieses Jahr am 3. Mai) aufmerksam gemacht.
„Asthma bronchiale ist keine einheitliche Erkrankung, sie hat viele Gesichter und multifaktorielle Ursachen wie genetische Veranlagung, exogene und psychosoziale Faktoren“, erklärt Prof. Dirk Koschel, Bereichsleiter der Pneumologie an der Medizinischen Klinik I am Universitätsklinikum Carl Gustav Dresden. Der Mediziner ist gleichzeitig Chefarzt des Fachkrankenhauses Coswig und repräsentiert in dieser Doppelfunktion die ärztliche Expertise im Ostdeutschen Lungenzentrum (ODLZ), das beide Einrichtungen gemeinsam gegründet haben. Die intersektorale Zusammenarbeit zwischen den beiden Partnern des ODLZ und niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen ermöglicht es, besonders schwer erkrankte Asthmatikerinnen und Asthmatiker optimal zu betreuen und neuen Therapieformen zuzuführen. „Ein wichtiger Punkt hierbei sind die niedergelassenen Lungenfachärztinnen und -ärzte, mit denen wir hervorragend zusammenarbeiten“, berichtet Prof. Koschel.
Husten, pfeifende Atemgeräusche, Druckgefühl im Brustbereich und Atemnot – an diesen Symptomen ist Asthma zu erkennen. Von den fünf Prozent der Menschen, die in Deutschland daran erkrankt sind, leiden wiederum fünf Prozent an einer besonders schweren Form. Grundlage für die Erkrankung ist eine chronische Entzündung der Atemwege (Bronchien), die mit einer Überempfindlichkeit der Bronchialschleimhaut einhergeht. Auch wenn die Symptome im zeitlichen Auftreten und ihrer Intensität variieren, sind die Folgen von Asthma vielfältig: Im Kindesalter wirkt sich das Leiden auf die schulischen Leistungen aus und im Erwachsenalter beeinträchtigt es häufig die Arbeitsfähigkeit. Auch psychosozial wichtige Beschäftigungen wie Sport und Freizeitaktivitäten sind bei Asthmatikerinnen und Asthmatikern manchmal beeinträchtigt.
Betroffenen stehen Hausärztinnen und Hausärzte sowie vor allem die niedergelassenen Pneumologinnen und Pneumologen als erste und enge Ansprechpartner zur Seite. Grundlage für eine gute Versorgung ist eine adäquate Schulung der Patientinnen und Patienten. Sie sollten gut über Ursachen und Therapiemöglichkeiten des Asthmas informiert sein und die sie begünstigenden Allergie- und Umweltfaktoren sowie die Begleiterkrankungen kennen. Ein wichtiger Faktor zur Beherrschung der Krankheit ist die Asthmakontrolle. Je nach Intensität und Häufigkeit der Beschwerden wird das Leiden dazu als vollständig, teil- oder nicht-kontrolliert eingeteilt. Dies ist die Grundlage für eine adäquate Therapieanpassung. Die medikamentöse Behandlung erfolgt über Sprays beziehungsweise Pulver-Inhalatoren, bei denen Kortison eingeatmet wird, um die Atemwegsentzündungen zu reduzieren und zusätzlich andere Wirkstoffe, um die Bronchien zu erweitern.
„Bei sogenanntem schweren Asthma, an dem fünf Prozent der Betroffenen leiden, stehen uns heute neue Therapien zur Verfügung“, sagt Prof. Dirk Koschel, Bereichsleiter der Pneumologie an der Medizinischen Klinik I am Universitätsklinikum Carl Gustav Dresden und Chefarzt des Fachkrankenhauses Coswig. Patientinnen und Patienten mit schwerem Asthma haben eine schlechte Asthma-Kontrolle, eine dadurch deutlich eingeschränkte Lebensqualität und mussten bislang häufig Kortison-Tabletten nehmen, die im Gegensatz zu der inhalativen Therapie mit vielen Nebenwirkungen verbunden sind. Bei der Antikörper-Therapie wird das Medikament in mehrwöchigem Abstand unter die Haut gegeben. „Unter der Antikörper-Therapie ist eine deutlich bessere Asthma-Kontrolle möglich, es treten weniger Symptome auf, was die Lebensqualität verbessert und die Lungenfunktion stabilisiert. Dadurch sinkt vor allem die Notwendigkeit deutlich, Kortison-Tabletten einzunehmen“, erläutert Dirk Koschel.
Unter anderen Lungenzentren bietet das Ostdeutsche Lungenzentrum (ODLZ) in sehr enger Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Lungenfachärztinnen und -ärzten die Möglichkeit, Betroffene mit schwerem Asthma zu behandeln und v.a. die Möglichkeit einer Antikörpertherapie zu prüfen und ggf. einzuleiten. Gegründet vom Universitätsklinikum Dresden und dem Fachkrankenhaus Coswig arbeiten hier Expertinnen und Experten aus beiden Kliniken, der Hochschul-, bzw. Fachambulanz eng zusammen und sind stark vernetzt mit den niedergelassenen Fachärztinnen und Fachärzten. Dank der intersektoralen Kooperation lassen sich Asthmatikerinnen und Asthmatiker in der Region im Sinne einer optimalen Versorgung betreuen.
Auch der niedergelassene Pneumologe André Markendorf aus Dresden profitiert von dieser Zusammenarbeit. „Fast die Hälfte der Patientinnen und Patienten, die ich behandle, leiden unter Asthma unterschiedlicher Schweregrade. Bei schwerem Asthma erfolgt eine individualisierte Antikörpertherapie, die in besonderen Fällen in enger Kooperation mit dem ODLZ eingeleitet wird. Das ODLZ ermöglicht somit eine optimale Versorgung und eine interdisziplinäre Betreuung. Durch dieses Netzwerk und die Expertise des ODLZ profitieren die Patientinnen und Patienten, aber auch wir Fachärzte“, betont er.
Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden