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Schwarze Haarzunge durch Rauchen

Tabakkonsum kann auch dazu führen, dass sich die Zungenoberfläche braunschwarz verfärbt. Dabei handelt es sich hauptsächlich um ein kosmetisches Problem, das sich allerdings nicht immer ganz einfach auch wieder beseitigen lässt.

Rauchen hat bekanntlich viele Auswirkungen auf den Körper – auch eine schwarz verfärbte Zunge kann man bekommen. Vor allem männliche Raucher und Krebspatienten entwickeln eine so genannte schwarze Haarzunge (Lingua villosa nigra), berichtet die in Neu-Isenburg erscheinende Ärzte Zeitung. Dabei werden die normalerweise nur einen Millimeter großen Papillen der Zungenoberfläche bis zu 1,5 Zentimeter lang und verfärben sich braunschwarz. „Dabei handelt es sich um dicht stehende, fadenförmige Hyperkeratosen im mittleren bis hinteren Zungendrittel“, erläutert Privatdozent Joachim Dissemond von der Universität Essen. Eine solche Zunge sehe zwar unschön aus, die Veränderungen seien aber in der Regel gutartig. Beschwerden treten meist nicht auf, allenfalls Geschmacksveränderungen oder ein diskreter Juckreiz.

Woher das kommen kann
Obwohl die schwarze Haarzunge seit dem Mittelalter bekannt ist, weiß man bis heute nicht genau, wie und warum sie entsteht. Die Häufigkeit ihres Auftretens in der Bevölkerung liegt zwischen 0,15 und drei Prozent. In der Gruppe der Krebspatienten soll jeder fünfte eine schwarze Haarzunge haben. Die Ursache für das Phänomen liegt möglicherweise in einer Störung des Immunsystems. „Offenbar kommt es zu einer medikamentösen oder krankheitsbedingten Immunsuppression“, so der Essener Dermatologe. Dadurch können sich vermehrt Pigment bildende Bakterien auf der Zunge ansiedeln und speziell die Zungenpapillen besiedeln. Rauchen, eine ungenügende Mundhygiene, bestimmte Medikamente (zum Beispiel Antibiotika, Antimykotika, Glukokortikoide, Antazida oder Phenothiazine), chemische Reizstoffe (wie Mundwasser oder Desinfektionsmittel) und Vitamindefizite (darunter ein Mangel an Vitamin B) begünstigen die Entwicklung einer schwarzen Haarzunge. Bei bestimmten Krankheiten, zum Beispiel bei Tumoren wie dem Plattenepithel-Karzinom, kann die normale Zungenbewegung so eingeschränkt sein, dass die regelmäßige Abstoßung der oberen Hornschicht der Zungenhaut (Desquamation) vermindert wird. Das hat zur Folge, dass Mikroorganismen und Nahrungsmittel länger als üblich auf der Zungenoberfläche haften bleiben.

Was man dagegen tun kann
Die jeweiligen, verursachenden Faktoren sollten stets erkundet und möglichst beseitigt werden. Dazu sollten die Betroffenen mit dem Rauchen aufhören und versuchen, die obere Hautschicht abzutragen, indem sie mehrmals täglich einige Wochen lang mit einer weichen Zahnbürste über die Zunge putzen. Grundsätzlich müssen sie ihre Mund- und Zahnpflege verbessern. Es gibt auch verschiedene, spezielle therapeutische Mittel (Lösungen wie Tretinoin oder Wasserstoffperoxid), deren Anwendung aber etwas problematisch ist. Denn diese sollen möglichst lange auf die verfärbten Areale einwirken, dürfen dabei aber nicht heruntergeschluckt werden. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, die Papillen chirurgisch abzutragen. Allgemein ist der Verlauf der Störung nur schwer vorhersehbar: „Eine schwarze Haarzunge kann über mehrere Jahre bestehen bleiben. Sie kann sich aber auch nach kurzer Zeit spontan zurückbilden oder immer wieder auftreten“, fasst Dissemond zusammen.

Quelle: Ärzte Zeitung
Hautnah Dermatologie (2006), Band 3, Seite 133
Zusammenfassung (abstract)

New English Journal of Medicine