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Schonendes Operationsverfahren bei Lungenkrebs erfolgreich

Mit einer minimal-invasiven Lungen-Operationstechnik können bestimmte Tumoren besonders schonend entfernt werden. Weniger Schmerzen, schnellere Erholungszeiten nach der Operation und damit kürzere Krankenhausaufenthalte sind die Vorteile eines solchen Schlüsselloch-Eingriffes für die Patienten. Die Methode heißt VAT-Lobektomie. VAT ist die Abkürzung für Videoassistierte Thorakoskopie, Lobektomie bezeichnet die vollständige Entfernung eines Lungenlappens.

Ende März dieses Jahres wurde bei einem Lungenkrebspatienten namens Johannes Dederichs am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) ein Plattenepithelkarzinom aus dem rechten oberen Lungenflügel entfernt. Hierzu führten Prof. Thorsten Walles, der Bereichsleiter Thoraxchirurgie des mainfränkischen Großkrankenhauses, und sein Ärzteteam eine so genannte VAT-Lobektomie durch. VAT steht für Videoassistierte Thorakoskopie, eine Lobektomie beduetet die vollständige Entfernung eines Lungenlappens. Bei dieser modernen Schlüsselloch-Operationstechnik führen die Chirurgen über einen kleinen Schnitt zwischen zwei Rippen eine Kamera in den Brustkorb ein und nehmen über zwei weitere, ebenfalls nur ein bis zwei Zentimeter lange Schnitte den Eingriff am Atmungsorgan vor.

Herkömmlicherweise müssen Chirurgen bei Lungen-OPs den Brustkorb mit langen Schnitten am Rücken öffnen und mit kräftigen Spreizern die Rippen aufdehnen, um sich den Weg zur Lunge zu bahnen. Entsprechend langwierig und oftmals mühsam ist in solchen Fällen der Heilungsprozess für den Patienten.

Als Alternative begann Ende der 1990er Jahre die Entwicklung minimal-invasiver Operationsverfahren am Brustkorb. Zunächst konnten nur kleine Manipulationen an der Lunge vorgenommen werden. Dank der Weiterentwicklung der Operationsinstrumente, der Modifikation der Operationsverfahren und der zunehmenden Operationserfahrung der Chirurgen ist es heute an weltweit einzelnen Lungen-Spezialkliniken möglich, auch große Lungenoperationen mit der Entfernung ganzer Lungenlappen per Schlüssellochtechnik durchzuführen. „Die Vorteile für die Patienten liegen auf der Hand: Weniger Schmerzen, schnellere Erholungszeiten nach der Operation und damit kürzere Krankenhausaufenthalte“, berichtet Prof. Walles. „Und ein kleiner Schnitt ist kosmetisch allemal schöner als ein großer.“

Insbesondere so genannte Risikopatienten, also ältere Menschen und Patienten mit relevanten Begleiterkrankungen, profitieren vom schonenderen operativen Vorgehen. Zu dieser Gruppe zählte auch Johannes Dederichs. „Auf Grund meines Alters und allgemeinen Gesundheitszustands war ich ein Risikopatient für den großen Schnitt mit anschließender Intensivstation, vor dem ich auch große Angst hatte“, schildert der 66-Jährige. Nach der gelungenen VAT-Lobektomie am 21. März dieses Jahres und einer anschließenden Reha fühlt sich der pensionierte, ehemalige Leiter einer psychosozialen Einrichtung heute gut und stabil.

Nach Angaben von Prof. Walles sollte der Tumor als Voraussetzung für eine VAT-Lobektomie einen Durchmesser von unter drei Zentimetern haben. Außerdem sollten die Lymphknoten in der Lunge noch nicht vom Tumor befallen sein. Letztlich kann das Verfahren bei etwa jedem fünften Lungentumor-Patienten, der eine ausgedehnte Lungenoperation benötigt, eingesetzt werden. „Im Jahr 2012 haben wir insgesamt 430 Lungenoperationen am UKW durchgeführt. Bei den sich rasch nach oben entwickelnden Patientenzahlen werden es in diesem Jahr sicher mehr als 600 sein. Da nur Frühstadien eines Lungenkrebses und im Einzelfall Lungenmetastasen durch andere Tumoren sowie isolierte gutartige Lungenveränderungen für die neue Operationsmethode in Frage kommen, ist bei den derzeitigen Patientenzahlen von jährlich ungefähr 30 bis 40 VAT-Lobektomien am Würzburger Uniklinikum auszugehen“, schätzt Prof. Walles.

Quelle: Universitätsklinikum Würzburg