Patienten mit chronischen Atemproblemen, beispielsweise verursacht durch eine Lungenerkrankung, sind oft dauerhaft auf Unterstützung bei der Atmung angewiesen. Die herkömmlichen Verfahren beeinträchtigen allerdings langfristig die bereits geschwächten Lungen zusätzlich. Eine bisher in der Frühgeborenenmedizin angewandte Beatmungstechnik könnte hier Abhilfe schaffen. Dies untersuchen in einer aktuellen Studie Pneumologen am Universitätsklinikum Leipzig gemeinsam mit Partnern in 13 Zentren deutschlandweit.
COPD, die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung, ist längst zu einer Volkskrankheit geworden. Häufigste Ursache für die schwere Lungenschädigung ist das Rauchen, die Betroffenen leiden an starkem Husten und Atemnot. Die Folgen der eingeschränkten Atemfunktion sind für den gesamten Organismus bedrohlich. Viele der Patienten sind auf eine Unterstützung der kranken Lungen bei der Atmung angewiesen.
„Wird durch die geschwächte Ausatmung das Kohlendioxid (CO²) nicht mehr ausreichend aus dem Körper entfernt, kommt es zu einer weiteren Verschlechterung für den ohnehin schwerkranken Patienten“, erklärt Prof. Hubert Wirtz, Leiter der Abteilung für Pneumologie am Universitätsklinikum Leipzig. Mit erhöhtem Kohlendioxidpegel im Blut sinkt die Belastbarkeit, während sich u.a. die Gefahr einer Bewusstlosigkeit erhöht. Um den Gasaustausch zu verbessern, setzen die Betroffenen zuhause über Nacht eine spezielle Beatmungshilfe über eine Atemmaske ein.
In einer im August 2013 gestarteten Studie unter Leitung der Leipziger Wissenschaftler testen Pneumologen an 13 Zentren ein alternatives Verfahren, den sogenannten nasalen High Flow. Dabei strömt mit hohem Fluss ein Gasgemisch durch die Nase, mit dem Effekt, dass sich der Luftaustausch tatsächlich verbessert. „Das in der Frühgeborenmedizin angewandte Verfahren setzt über andere Mechanismen an als die Atemmaske, und kann so die Entfernung der verbrauchten Luft ganz wesentlich verbessern.“ so Dr. Jens Bräunlich, der grundlegende Experimente zu der neuen Beatmungsmethode durchgeführt hat.
„Wir erkennen immer mehr, dass wir hier eine effektive und gleichzeitig sehr lungenschonende Methode zur Unterstützung der Lunge haben“, erläutern Prof. Wirtz und Dr. Bräunlich. Um den Effekt genau bemessen zu können, werden in der einer Studie namens TIBICO die Ergebnisse des Einsatzes zweier Verfahren – des nasalen High-Flow und eines herkömmlichen Beatmungsverfahrens - bei COPD-Patienten verglichen. Die Behandlung erfolgt in zwei Therapiephasen von jeweils sechs Wochen innerhalb eines Jahres.
„Wir glauben, dass dies eine gute Alternative für unsere COPD-Patienten sein könnte und sich durch den Einsatz der Methode zudem weitere Möglichkeiten auch für anderen Patienten eröffnen könnten“, so Prof. Wirtz.
Quelle: Universitätsklinikum Leipzig