Mykobakterien verursachen verschiedene Krankheiten. Der bedeutendste Vertreter dieser Gattung, Mycobacterium tuberculosis, ist der Erreger von Tuberkulose, an der 2014 weltweit rund 1,5 Millionen Menschen starben. Nicht-tuberkulöse Mykobakterien können bei geschwächtem Immunsystem Lungeninfektionen, Lymphknotenentzündungen und Hauterkrankungen auslösen. Solche schwer zu behandelnden Infektionen nahmen – bedingt durch immer mehr Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen und den Erfolg der Transplantationsmedizin – in den letzten Jahrzehnten stetig zu.
Da viele Mykobakterien nur sehr langsam wachsen, nimmt der Routine-Nachweis durch Bakterienkultur in hoch spezialisierten, teuren Sicherheitslabors mehrere Wochen in Anspruch. Die anschließende Empfindlichkeitsprüfung zur Bestimmung des geeigneten Medikaments benötigt ebenfalls ein bis zwei Wochen. „Für Patienten und Ärzte ist diese lange Wartezeit eine unnötige Geduldsprobe“, erläutert Dr. Peter Keller vom Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universität Zürich (UZH). „Mit molekularen Nachweisverfahren wissen die meisten Patientinnen und Patienten dagegen bereits in ein bis zwei Tagen, ob eine Infektion mit Tuberkuloseerregern oder mit nicht-tuberkulösen Mykobakterien vorliegt.“
Dr. Keller und Kollegen des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der Universität Zürich und des Nationalen Zentrums für Mykobakterien haben in einer groß angelegten Studie mit mehr als 6800 Patientenproben molekulare Methoden zum Nachweis von krankmachenden Mykobakterien untersucht (siehe EBioMedicine, Online-Veröffentlichung am 13. Juni 2016). Für ihre Studie entwickelten sie einen diagnostischen Algorithmus, bei dem Mykobakterien mittels genetischer Analyse direkt aus der Patientenprobe nachgewiesen werden. Mit diesem ultraschnellen molekularen Nachweisverfahren wurden die Patientenproben über drei Jahre fortlaufend untersucht und mit den Ergebnissen aus den Bakterienkulturen bei mehr als 3000 Patienten verglichen. Es zeigte sich, dass die neuen molekularen Verfahren den bisherigen langwierigen kulturellen Untersuchungen ebenbürtig sind.
Zudem ist es mit der molekularen Analyse erstmals möglich, auch die nicht-tuberkulösen Mykobakterien innerhalb weniger Stunden direkt aus der Patientenprobe nachzuweisen. Somit können geeignete Therapiemaßnahmen viel rascher eingeleitet werden. Liegt hingegen eine Tuberkuloseinfektion vor, wird eine weitere molekulare Untersuchung angeschlossen, um die Empfindlichkeit gegenüber den wichtigsten Tuberkulose-Medikamenten Rifampicin und Isoniazid zu testen. „Hier zeigte sich ebenfalls, dass das molekulare Verfahren die kulturellen Resistenzergebnisse zuverlässig vorhersagt. Es herrscht viel früher Gewissheit, ob die gewählte Therapie mit den Standartmedikamenten erfolgsversprechend ist“, erklärt Keller.
Quelle: Universität Zürich