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Schnellere Impfung gegen Heuschnupfen

Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Zürich haben eine Methode entwickelt, mit der sich Allergiker schneller gegen ihre Allergieauslöser desensibilisieren lassen können als mit der klassischen Hyposensibilisierung - und die zudem auch mit weniger Nebenwirkungen verbunden zu sein scheint.

Heuschnupfen tritt in den Industriestaaten immer häufiger auf – Schätzungen zufolge leiden bereits bis zu 35 Prozent der Bevölkerung unter einer Allergie gegen Gräserpollen. Die einzige ursächliche Behandlungsmöglichkeit bisher ist die spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung), die allerdings langwierig ist und Nebenwirkungen haben kann. Jetzt haben Schweizer Forscher eine neue Methode entwickelt, deren Wirkung schneller einsetzt und mit weniger Nebenwirkungen verbunden zu sein scheint. Darauf weisen die Lungenärzte des Bundesverbands der Pneumologen (BdP) in Hildesheim hin „Anstatt unter die Haut ins Fettgewebe werden die Allergie auslösenden Stoffe (Allergene ) bei dieser Methode direkt in die Lymphknoten gespritzt, die zum Immunabwehrsystem des Körpers gehören“, erläutert Dr. Michael Barczok, Vorstandsmitglied im BdP und niedergelassener Pneumologe und Allergologe im Lungenzentrum Ulm, das u.a. auf die Behandlung von Allergien spezialisiert ist. „Die Nachteile der klassischen Hyposensibilisierung, bei der die Betroffenen über drei Jahre hinweg gegen Gräserpollen (bzw. - je nach Allergie - auch gegen andere Allergene) Schritt für Schritt desensibilisiert werden müssen, hat schon viele Patienten abgeschreckt. Demgegenüber können sich die schützenden Abwehrkörper in den Lymphknoten offenbar viel rascher bilden.“

Wie die Schweizer Wissenschaftler um Thomas Kündig vom Universitätsklinikum Zürich in der Fachzeitschrift PNAS (Online-Vorabveröffentlichung am 10. November, 2008) berichten, konnten sie in einer Untersuchung mit 165 Heuschnupfen- Patienten mittels einer Lymphknotenimpfung mit nur drei Injektionen innerhalb von acht Wochen den gleichen Effekt erzielen wie nach einer dreijährigen, klassischen Hyposensibilisierung mit insgesamt 54 Impfdosen. Vier Monate nach Verabreichung der ersten Impfdosis reagierten die Patienten bereits rund zehn Mal weniger empfindlich auf Pollen als vorher. Nach drei Jahren hatten sich die Symptome dann - wie bei der Hyposensibilisierung auch - deutlich verbessert und die Testpersonen mussten messbar weniger antiallergische Medikamente während der Hauptpollenzeit einnehmen.

Die neue Therapie führt darüber hinaus zu weniger Abwehrreaktionen bei den Allergikern und wurde seltener abgebrochen als die Hyposensibilisierung. „Nach Angaben der Wissenschaftler traten mit der neuen Methode deutlich weniger Nebenwirkungen und Beschwerden auf als bei der herkömmlichen Therapie“, erklärt Barczok „Auch wurde die Impfung, die anstatt in eine Vene in einen nur wenige Millimeter unter der Hautoberfläche liegenden Lymphknoten in der Leistengegend erfolgt, nach Aussage der Patienten als praktisch schmerzlos empfunden. Insofern scheint mir diese neue Methode durchaus viel versprechend. Bis wir sie in der Praxis anwenden können, müssen die Ergebnisse allerdings noch in einem größeren Rahmen überprüft werden.“