Schimmelpilze in der Wohnung können Allergien und Erkrankungen der Atemwege auslösen. Ursache sind meistens organische Substanzen, die von den Pilzen gebildet und an die Raumluft abgegeben werden. „Diese sorgen meist auch für den typisch schimmeligen Geruch“, erläutert Privatdozent Pietro Nenoff vom Laboratorium für medizinische Mikrobiologie in Mölbis (Sachsen). Sie können zu Reizungen der Schleimhaut , Ödemen und Entzündungen führen. In der Folge haben Viren und Bakterien dann ein Leichtes, die geschwächten Atemwege anzugreifen.
Laut einer aktuellen und repräsentativen Untersuchung, die an der Universität Jena im Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin unter Leitung von Dr. Sabine Brasche durchgeführt wurde, ist etwa jede dritte Wohnung in Deutschland von Schimmelpilzen infolge von Feuchtigkeitsschäden befallen. In belasteten Wohnungen ist das Auftreten von Atemwegserkrankungen 1,4 bis 2,2 Mal häufiger als in unbelasteten Wohnungen, berichtet die in Neu-Isenburg erscheinende Ärzte Zeitung.
Beschwerden vom Spezialisten abklären lassen
Allerdings seien Pilz bedingte Allergien nach Angaben von Thomas Gabrio vom Landesgesundheitsamt Stuttgart sehr schwer nachzuweisen. So könnten auftretende Beschwerden in den meisten Fällen nicht mit Sicherheit auf die im Verdacht stehenden Pilze zurückgeführt werden, weil die speziellen Allergen -Extrakte vieler Schimmelpilzarten gar nicht für einen Allergie-Test zur Verfügung stehen. Häufig auch seien Betroffene zusätzlich gegen Gräserpollen sensibilisiert und leiden unter Heuschnupfen . Ob tatsächlich eine Allergie gegen Schimmelpilze vorliegt, könne daher nur ein Spezialist (z.B. ein auf Allergologie spezialisierter Lungenfacharzt) feststellen.
Besonders selten – allerdings zunehmend häufiger - treten Hauterkrankungen durch Schimmelpilze auf. Diese entstehen nicht nur durch Wandschimmel, sondern auch durch Pilze der Art Alternaria alternata, die auf Lebensmitteln wie Mehl, Obst und Gemüse wachsen. Außerdem können Schimmelpilze auch schwere systemische Infekten verursachen – also Erkrankungen, die den ganzen Körper betreffen und oft tödlich verlaufen. Zu diesen kommt es, wenn die Sporen der Schimmelpilze durch Luftströmungen aufgewirbelt und dann eingeatmet werden, so dass sie in die tieferen Atemwege eindringen. Allerdings müssen solche systemischen Erkrankungen nur Menschen fürchten, deren Immunsystem ohnehin geschwächt ist, so dass die Pilze das Zentralnervensystem oder die Lunge angreifen können. Gefährdet sind vor allem Kranke mit schwerer, länger andauernder Abwehrschwäche - wie zum Beispiel nach einer Organtransplantation oder aufgrund einer Krebsbehandlung.
Quellen:
- www.aerztezeitung.de
- www.uni-jena.de (Studie zum Luftwechsel – Erfassung Schimmelpilzbildung. Projektleitung: Dr. oec. S. Brasche. Kurzbeschreibung: Ermittlung der Prävalenz von Feuchte- und Schimmelpilzschäden in deutschen Wohnungen. Querschnittstudie, Interview und Experteneinschätzung, repräsentative bundesweite Wohnungsstichprobe)