Die in der Luft schwebenden Sporen des Schimmelpilzes Aspergillus fumigatus können vom Menschen eingeatmet werden und aufgrund ihrer Größe bis in die tiefen Atemwege gelangen. So können sie auch die Lunge von Patienten mit Mukoviszidose (zystische Fibrose, Cystic Fibrosis, CF) besiedeln und in manchen Fällen zu einer allergischen-bronchopulmonalen Aspergillose (ABPA) oder einer Aspergillus bronchitis führen. Bei der ABPA reagiert das Immunsystem des Patienten auf Aspergillus allergisch, d.h. es produziert Substanzen, die eine überschießende Entzündung der Lunge verursachen. Dadurch verengen sich die Atemwege und die Atmung kann bedrohlich eingeschränkt sein.
In den letzten Jahren wurde vor allem in Europa von einer zunehmenden Resistenz von Aspergillus fumigatus gegenüber Azol-Antimykotika berichtet. Jetzt hat eine multizentrische Studie erstmals das Vorkommen des Pilzes bei deutschen Patienten mit Mukoviszidose (CF) untersucht (siehe Journal of Antimicrobial Chemotherapy, Online-Veröffentlichung am 19.4.2018). In Deutschland geht man davon aus, dass bei etwa 30 Prozent der CF-Patienten die Lunge mit dem Schimmelpilz Aspergillus fumigatus besiedelt ist. Aufgrund einer Resistenzrate von bis zu mehr als neun Prozent raten die Autoren, eine Resistenztestung für diesen Schimmelpilz in das Standard-Diagnostik-Programm von CF-Patienten aufzunehmen.
Mukoviszidose ist eine angeborene Stoffwechselerkrankung, die zu den seltenen Erkrankungen gezählt wird. In Deutschland leben bis zu 8.000 Patienten mit Mukoviszidose. Viele Mukoviszidose-Betroffene erkranken im Lauf ihres Lebens an Infektionen der Lunge, da das Organ durch den zähen Schleim besonders anfällig für Bakterien, Viren oder Pilze ist. Wiederholte Infektionen können die Lungenfunktion bei Mukoviszidose erheblich verschlechtern, vor allem, wenn sie chronisch verlaufen.
Das Ziel der aktuellen Studie bestand darin, in mehreren deutschen Zentren zur Behandlung von Mukoviszidose (CF) die Häufigkeit einer Azol-Resistenz bei A. fumigatus zu untersuchen und die nachgewiesenen Isolate phänotypisch und molekularbiologisch zu charakterisieren. Insgesamt wurden 2888 A. fumigatus-Isolate von 961 Patienten aus 12 verschiedenen CF Zentren untersucht. Dabei wurden im Rahmen der Studie wurden 101 Azol-resistente-Isolate von 51 CF Patienten nachgewiesen. Die Prävalenz der Azol-Resistenz pro Patient beträgt somit 5,3 Prozent.
Die Resistenzrate variierte aber zwischen den einzelnen Zentren. Essen und München hatten mit 9,1 bzw. 7,8 Prozent die höchste Resistenzrate. Münster und Hannover folgten mit 6.0 und 5.2 Prozent. Es folgten Heidelberg (3,1), Frankfurt (2,8) und Köln (1,8). In Aachen, Dresden, Düsseldorf, Hamburg/Saarbrücken und Ulm wurde kein Azol-resistenter A. fumigatus-Stamm nachgewiesen.
Bei fast allen resistenten Isolaten wurde die Mutation TR34/L98H im cyp51A-Gen nachgewiesen (n=89). Isolate von CF-Patienten, die über mehrere Wochen bzw. Monate mit einem resistenten Isolat kolonisiert waren, zeigten überwiegend stabile Genotypen.
Die Ergebnisse der multizentrischen Studie zeigen also das Vorhandensein von Azol-resistenten Aspergillus fumigatus bei Patienten mit Mukoviszidose in Deutschland. Nach Ansicht der Studienautoren sollte deshalb bei Aspergillus fumigatus-Isolaten von CF-Patienten, die eine antimykotische Therapie im Rahmen einer Aspergillus-induzierten Erkrankung bzw. im Rahmen einer Lungentransplantation erhalten, eine Resistenztestung zur Therapiesteuerung durchgeführt werden.
Quelle: Medizinische Mikrobiologie und Klinische Infektiologie, Universitätsinstitut der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Klinikum Nürnberg