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Schaltstelle reguliert Tumorwachstum bei Lungenkrebs

Forscher aus Erlangen-Nürnberg haben eine Schaltstelle entdeckt, die das Tumorwachstum bei Lungenkrebs reguliert. Dies könnte neue Möglichkeiten bei der Behandlung von Lungenkrebspatienten eröffnen.

Lungenkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Leider sind Immuntherapien nur in 20 Prozent der Fälle erfolgreich. Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben jetzt eine spezielle Schaltstelle entdeckt, die das Tumorwachstum bei Lungenkrebs reguliert (siehe Oncoimmunology, Online-Veröffentlichung am 25.4.2018). Dies könnte neue Möglichkeiten bei der Behandlung von Lungenkrebspatienten eröffnen.

Das Immunsystem bekämpft nicht nur Krankheitserreger, sondern ist auch fähig, krankhaft veränderte, körpereigene Zellen zu erkennen und zu beseitigen. „Manchmal antwortet das Immunsystem auf den Lungenkrebs, manchmal versagt die körpereigene Immunabwehr – und der Krebs gewinnt“, berichtet Prof. Dr. Susetta Finotto, Leiterin der Molekular-Pneumologischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen. Warum bei manchen Lungentumorpatienten die Immunantwort ausgeschaltet ist, ist noch nicht hinreichend erforscht.

Auf Tumorzellen reagiert der Körper normalerweise mit einer Immunantwort. Zur Tumorabwehr trägt dabei ein wichtiges Signalmolekül bei - der sogenannte Transkriptionsfaktor T-bet, wobei T-Helferzellen der Gruppe 1 (Th1-Zellen) und CD8 T-Zellen (die Tumorzellen bekämpfen) gebildet werden. Fehlt in Immunzellen T-bet, wächst der Lungentumor. Dies hat das Wissenschaftlerteam um Prof. Dr. Susetta Finotto bereits in früheren Untersuchungen nachgewiesen.

In einer aktuellen Studie untersuchte nun Dr. Katharina Kachler im Rahmen ihrer Dissertation im Team von Prof. Susetta Finotto die Rolle von sogenannten T-reg-Zellen bei Lungenkrebs genauer. Durchgeführt wurde die translationale Studie in Kooperation mit Dr. Denis Trufa und Prof. Dr. Horia Sirbu, beide von der Thoraxchirurgischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen.

T-reg-Zellen sind bei der Regulierung des Immunsystems von besonderer Bedeutung. Während T-reg-Zellen bei der Verhinderung von Entzündungsreaktionen der Lunge eine wichtige Rolle spielen, ist ihre Funktion bei Lungenkarzinomen unzureichend untersucht. Bisherige Untersuchungen zeigten jedoch, dass T-reg-Zellen die Anti-Tumor-Antwort des Körpers unterdrücken und somit das Tumorwachstum fördern.

Nun fanden die Forscher heraus, dass der Lungentumor in der Lage ist, die Immunantwort umzuprogrammieren: Er produziert den Botenstoff TGF-beta, – ein Protein, dass das Zellwachstum reguliert – und verursacht die Bildung von T-reg-Zellen in der Umgebung. Dies bedeutet, dass Zellen nicht gegen den Krebs aktiv werden, sondern umgekehrt das Tumorwachstum gefördert wird. „Es werden genau die Th1-Zellen mit T-bet ausgeschaltet, die für die Anti-Tumor-Immunabwehr zuständig sind“, betont Prof. Susetta Finotto.

„Diese neu identifizierte TGF-beta-abhängige Schaltstelle bei Lungenkrebs hat eine wichtige Bedeutung für die Regulation von Tumorwachstum in der Lunge und bietet neue Ansätze zur Therapie von Lungenkrebs“, erläutert Finotto. Diese Entdeckung könnte möglicherweise dazu beitragen, die Überlebenschancen bei der Therapie von Lungenkrebspatienten künftig zu erhöhen. „Damit die klinische Immuntherapie, die bislang nur in 20 Prozent der Fälle erfolgreich ist, zukünftig erfolgreicher sein kann, wäre die Lösung, zusätzlich zur herkömmlichen Immuntherapie Hemmer von TGF-beta zu geben und damit die Blockade von T-reg-Zellen aufzuheben, die die Tumorabwehr unterbindet“, erklärt Prof. Finotto.

Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg