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Risiko für Kinder-Asthma abschätzen

Das spätere Asthma-Risiko von Kleinkindern zu bestimmen, ermöglicht ein einfaches und recht verlässliches Vorhersagemodell, das am Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Universität Bern entwickelt worden ist.

Viele Kleinkinder haben dauernd Husten oder entwickeln während einer Erkältung eine keuchende oder pfeifende Atmung. Diese Kinder müssen oft zum Arzt, werden ins Krankenhaus eingewiesen und erhalten viele Medikamente wie Antibiotika oder Asthma-Sprays. Nur wenige dieser Kinder entwickeln im Verlauf tatsächlich ein Asthma. Die meisten haben vorübergehende Probleme, die nach dem Vorschulalter verschwinden.

„Es ist wichtig, abzuschätzen ob ein Kind ein chronisches Asthma entwickelt, oder ob es nur vorübergehende Probleme hat“, erklärt Claudia Kühni vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern (ISPM). Wenn die behandelnden Ärzte dieses Risiko vorhersagen können, lassen sich die Behandlungsarten gezielter wählen, besorgte Eltern beruhigen und die richtigen Kinder in Forschungprojekte einschließen.

Prognostische Modelle, die voraussagen, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Kind später an Asthma leidet, wurden bereits von verschiedenen Forschungsgruppen präsentiert. Die meisten dieser Modelle sind aber laut Kühni ungeeignet in der klinischen Handhabung, während andere methodologisch nicht genügen.

Nun hat Aniña Pescatore aus der Gruppe um Claudia Kühni eine Methode entwickelt, die hilft, bei kranken Vorschulkindern das spätere Asthma-Risiko einfach und recht verlässlich abzuschätzen (siehe The Journal of Allergy and Clinical Immunology, Online-Veröffentlichung am 26. Juli 2013). Die Forschenden werteten dafür Daten von ein- bis dreijährigen Kindern in England aus, die wegen häufigem Husten oder pfeifender Atmung ihren Arzt besuchten. Basierend auf den Symptomen der Kleinkinder erstellte die Forschergruppe ein statistisches Modell, welches hilft, vorherzusagen, ob die Kinder fünf Jahre später an Asthma leiden oder nicht.

Das Modell basiert ausschließlich auf Daten, die auf einfache Weise von Hausärztinnen und Hausärzten gewonnen werden können. Die Methode ist nicht-invasiv, also nicht von Bluttests oder anderen Laboruntersuchungen abhängig. „Wichtig für uns war auch, ein standardisiertes Instrument zu haben – welches nicht nur für die untersuchte Stichprobe, sondern möglichst für alle Kleinkinder mit Atemwegsbeschwerden gültig ist“, berichtet Aniña Pescatore vom ISPM.
Von den 1226 untersuchten Kleinkindern mit chronischem Husten und pfeifender Atmung hatten nur 345 im Schulalter Asthma – dies entspricht 28 Prozent. Das Berner Vorhersage-Modell besteht aus zehn Faktoren, die auf einer Skala bis maximal 15 Punkte ergeben können. Die Faktoren umfassen Geschlecht, Alter und Asthma der Eltern, vor allem aber eine genaue Beschreibung der vorhandenen Beschwerden. „Unsere Methode ist einfach und kann von jedem Kinderarzt oder jeder Hausärztin innerhalb weniger Minuten angewendet werden – und ist dennoch verlässlicher und aussagekräftiger als bisherige Modelle“, freut sich Pescatore.

Quelle: Universität Bern