Wer mindestens vier Wochen vor einer bevorstehenden Operation mit dem Rauchen aufhört, kann das für Raucher erhöhte Risiko einer schlechten Wundheilung halbieren. Darauf machen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne aufmerksam. „Im Vergleich zu Nichtrauchern kommt es bei Rauchern nach operativen Eingriffen häufiger zu Komplikationen, insbesondere aufgrund einer verringerten Wundheilung“, erläutert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenklinik Kloster Grafschaft im nordrhein-westfälischen Schmallenberg. „Das liegt daran, dass Rauchen den Kohlenmonoxid-Gehalt im Blut erhöht, so dass das Hämoglobin weniger Sauerstoff transportieren kann. Dadurch verringert sich die Sauerstoffversorgung des Körpers, was Sauerstoff verbrauchende Vorgänge wie die Wundheilung natürlich erschwert. Rauchen erhöht außerdem den Blutdruck und Puls und belastet daher das Herz. Während eine Narkose und die OP dem Kreislauf ohnehin schon zu schaffen machen, ist dies bei Rauchern noch deutlicher ausgeprägt mit deutlichen Auswirkungen auf die Sauerstoffversorgung, was sich unter anderem in einer höheren postoperativen Komplikationsrate niederschlägt.“
Geringere Komplikationsrate mit Nikotinersatzpräparaten
Eine Nikotinersatztherapie mit Pflastern oder Kaugummis kann Nikotinsüchtigen bei einem Rauchstopp über die anfänglichen Entzugserscheinungen hinweghelfen und so den Verzicht auf Zigaretten erleichtern. So konnte in einer aktuellen Untersuchung (siehe British Journal of Surgery 2009, Band 96, Seite 451-461) die Komplikationsrate nach Operationen von 28 auf 14 Prozent reduziert werden und damit die Häufigkeit von Problemen mit der Wundheilung halbiert werden, wenn die Studienteilnehmer vier Wochen vor einer Operation mit Hilfe von Nikotinersatzpräparaten das Rauchen aufgaben. „Bereits 24 Stunden nach dem Rauchstopp beginnt das Kohlenmonoxid aus dem Blut zu verschwinden“, erklärt Köhler. „Zudem ist der Nikotingehalt von Ersatzpräparaten geringer als der von Zigaretten, so dass Herz und Kreislauf der Patienten weniger belastet werden.“
Anpassung der Medikamentendosis während Tabakentwöhnung erforderlich
Die Lungenärzte weisen außerdem darauf hin, dass sich nach einem Rauchstopp die Wirkung von Medikamenten zeitweise verändern kann. „Rauchen beeinflusst den Abbau der Arzneiwirkstoffe in der Leber - daher sollten Patienten ihren Arzt informieren, wenn sie mit dem Rauchen aufhören wollen, damit dieser gegebenenfalls die Dosis ihrer Medikamente anpassen kann“, rät Köhler. „Manche Asthmasprays müssen zum Beispiel während der Entwöhnungsphase höher dosiert werden. Demgegenüber wirkt Insulin während einer Tabakentwöhnung stärker als zuvor, so dass es bei Diabetikern zu Unterzucker kommen kann.“