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Raucher verlieren früher ihre Zähne

Wer raucht, hat ein deutlich höheres Risiko als Nichtraucher, seine Zähne bereits in jungen Jahren zu verlieren. Nur wer mit dem Rauchen aufhört, kann dieses Risiko wieder verringern.

Zahnlosigkeit ist weltweit immer noch eins der großen Gesundheitsprobleme, die es zu lösen gilt. In Deutschland sind über 20 Prozent der Menschen im Alter zwischen 65 und 74 Jahren betroffen. Wie Untersuchungen der letzten Jahre bereits nahegelegten, haben Raucher ein deutlich höheres Risiko als Nichtraucher, ihre Zähne bereits in jungen Jahren zu verlieren. Das zeigt jetzt eine große Langzeitstudie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) unter Leitung von Heiner Boeing (siehe Journal of Dental Research, Online-Vorabveröffentlichung am 4.8.2015), die auf Daten von 23.376 männlichen und weiblichen Studienteilnehmern basieren.

Die gute Nachricht ist: Menschen, die mit dem Rauchen aufhören, können ihr Risikoniveau bereits nach kurzer Zeit verringern und schließlich auch wieder auf das einer Person senken, die niemals geraucht hat. „Letzteres kann allerdings über zehn Jahre dauern“, meint Erstautor Thomas Dietrich von der Universität Birmingham, UK.

Im Vergleich zu Studienteilnehmern, die nie geraucht haben, hatten weibliche bzw. männliche Raucher ein bis zu 2,5- bzw. 3,6-fach erhöhtes Risiko, ihre Zähne vorzeitig zu verlieren - und dies unabhängig von anderen Risikofaktoren wie zum Beispiel Diabetes. Der Zusammenhang war bei jüngeren Personen stärker ausgeprägt als bei älteren. Zudem beobachteten die Wissenschaftler, dass die ermittelten Risikobeziehungen dosisabhängig waren. Starke Raucher, die mehr als 15 Zigaretten pro Tag konsumierten, hatten ein höheres Risiko, als diejenigen, die weniger rauchten.

„Man verliert seine Zähne hauptsächlich als Folge von Karies oder Parodontitis. Wir wissen zudem, dass Rauchen einer der Hauptrisikofaktoren für Parodontitis ist. Daher ist der beobachtete Zusammenhang zwischen Rauchen und Zahnverlust sicherlich primär durch ein erhöhtes Auftreten der Parodontitis bei Rauchern zu erklären“, sagt Co-Autor Kolade Oluwagbemigun.

Parodontitis: Parodontitis, früher auch Parodontose genannt, ist eine Entzündung des Zahnbetts, die mit einem Abbau des so genannten Alveolarknochens einhergeht. Der Alveolarknochen ist Bestandteil des Zahnhalteapparats (neben der Zahnwurzelhaut, dem Zahnzement und dem Zahnfleisch). Diese Entzündung kann somit letztendlich zu Zahnlockerung und Zahnverlust führen.

„Zahnfleischentzündungen bei Rauchern lassen sich somit auch als erstes greifbares Warnsignal sehen, das darauf hinweist, dass die Gesundheit durch den Tabakkonsum bereits stark geschädigt ist. Unglücklicherweise maskiert Rauchen Zahnfleischbluten – eines der wenigen Symptome einer Parodontitis. Hierdurch kann das Zahnfleisch bei Rauchern gesünder erscheinen, als es tatsächlich ist. Dies sollten Raucher aber auch Zahnärzte berücksichtigen“, ergänzt Erstautor Thomas Dietrich. „Inwieweit Rauchen auch mit einem erhöhten Kariesrisiko assoziiert ist, ist noch nicht endgültig geklärt“, so Dietrich weiter.

„Auch wenn die genauen Ursachen für den von uns beobachteten Zusammenhang noch nicht geklärt sind, erscheint es aber bereits schon heute mehr als sinnvoll, Menschen davon zu überzeugen, Nichtraucher zu bleiben oder es jetzt zu werden. Rauchen verkürzt die Lebenszeit. Nicht zu rauchen ist gut für Lunge und Gefäße und führt nach unseren Erkenntnissen auch zu einer guten Zahngesundheit bis ins hohe Alter“, betont Heiner Boeing.

Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke