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Raucher sind besonders Tuberkulose gefährdet

Bis zum Jahr 2050 muss damit gerechnet werden, dass an die 40 Mio. Raucher an Tuberkulose sterben werden – insbesondere in Afrika, dem östlichen Mittelmeer und dem Südosten Asiens. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher von der University of California.

Raucher erkranken und sterben doppelt so wahrscheinlich an Tuberkulose (TB). Denn Rauchen verringert die Abwehrkraft der Lungen gegen Infektionskrankheiten. Tabakrauch ist ganz zweifellos ein Risikofaktor für Tuberkulose: Er steigert das Infektionsrisiko für eine latente TB, fördert das Fortschreiten zu einer aktiven TB-Erkrankung und erhöht das Sterberisiko. Da derzeit vor allem in Ländern häufig und viel geraucht wird, in denen auch Tuberkulose weit verbreitet ist, müsse nach Schätzungen von Forschern um Sanyu Basu an der University of California bis 2050 damit gerechnet werden, dass 274 Mio. Menschen an TB erkranken, von denen rechnerisch 7 Prozent (18 Mio.) auf das Rauchen zurückzuführen sind. Dabei dürften viele der Neuerkrankungen insbesondere in Afrika, dem östlichen Mittelmeer und dem Südosten Asiens auftreten. Modellrechnungen zufolge werden bis 2050 von den 101 Millionen TB-Todesfällen, die Basu für den Zeitraum 2010 bis 2050 prognostiziert, an die 40 Mio. Raucher an Tuberkulose sterben. Derzeit seien z.B. in Indien 38 Prozent aller Todesfälle durch TB dem Rauchen zuzuschreiben.

Nach Angaben von John Moore-Gillon, einem der Studienautoren aus Basus Team, ist es nun fast schon 20 Jahre her, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO Tuberkulose zu einem globalen Gesundheitsnotfall erklärt hat. Allerdings sei in diesem Zeitraum die Anzahl der Erkrankungen eher angestiegen als gefallen. Gerade das Rauchen sei als alleiniger Faktor durchaus dazu imstande, das weltweite Ziel, die Tuberkulose-Mortalität zwischen 1990 und 2015 zu halbieren, zum Scheitern zu bringen. Demgegenüber sollten aggressive Kampagnen gegen das Rauchen nach Ansicht der Forscher Millionen von Todesfällen verhindern können. Durch eine aggressive Tabakkontrolle, die den Anteil der Raucher an der Bevölkerung um ein Prozent pro Jahr senken würde, könnten 27 Millionen Todesfälle vermieden werden, rechnet Basu vor. Unterdessen sind die Marketinganstrengungen der Tabakindustrie in vielen Ländern leider so erfolgreich, dass der Anteil der rauchenden Erwachsenen womöglich noch von 20 auf 50 Prozent steigen könnte. Das würde 34 Mio. zusätzliche Todesfälle bedeuten.

Quelle: British Medical Journal, Online-Vorabveröffentlichung am 4.10.11